Eine internationale Forschergruppe aus Deutschland, Russland und Australien unter Leitung von Dr. Wolfgang Haak (Universität Adelaide) hat nun steinzeitliche Grabanlagen in Derenburg (Sachsen-Anhalt) untersucht. Dabei legen sie Vermutung nahe, dass die Landwirtschaft einst aus dem Nahen Osten nach Europa gebracht wurde; bislang nahm man an, dass die Landwirtschaft durch mündliche Überlieferungen weitergereicht wurde. Nun behauptet die Forschergruppe, dass eine Migrationswelle vor 8000 Jahren die landwirtschaftliche Kultur nach Europa brachte. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin PLoS Biology veröffentlicht.
Die Wissenschaftler haben die DNA der steinzeitlichen Leichen mit denen der Menschen in der Türkei und dem Irak verglichen, die Verwandtschaftsverhältnisse liegen demnach nahe zusammen. Bislang nahmen Wissenschaftler an, dass die Landwirtschaft durch Wissenstransfer nach Europa gelangte. Diesem Erklärungsansatz zu Folge haben Jäger und Sammler in Nähe der landwirtschaftlichen Siedlungen im Nahen Osten das Wissen über Tierhaltung und Ackerbau mündlich weiter gereicht. Diese Annahme wird durch die neuen Untersuchungen stark bezweifelt.
Dr. Haak sagte: “ Wir haben aufgezeigt, dass die ersten Bauern in Europa einen größeren genetischen Einfluss aus dem Nahen Osten und Anatolien hatten, als von der jagenden und sammelnden Bevölkerung, die örtlich schon im Gebiet ansässig war.“ Darüber hinaus hätten die Jäger angefangen, sich mit der einwandernden Bevölkerung zu vermischen.
Die Wissenschaftler haben die Mitochondrien-DNA aus den Knochen der 8000 Jahren alten Skeletten extrahiert. Die Ausgrabung in Derenburg förderte Skelettreste von 22 steinzeitlichen Bewohnern zu Tage. Frühere Untersuchungen hatten schon aufgezeigt, dass die Grabbeilagen der frühzeitlichen Bandkeramikkultur aus dem Nahen Osten entsprachen. Die Forscher verglichen die Nukleotidsequenzen (so genannter Haplotyp) der steinzeitlichen Bewohner mit denen der Menschen aus dem Nahen Osten, ihrer Meinung nach müssen beide Proben denselben Ursprung haben. Dr. Richard Villems aus der Universität Tartu (Estland) sieht keine Invasion der „Migranten“, sondern vielmehr eine Vermischung der Menschengruppen.
Die landwirtschaftliche Kultur enstand vor ca. 11000 Jahren im Nahen Osten, von hier aus nahm sie ihren Siegeszug über Südosteuropa und kam schließlich nach Nordeuropa.
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