St. Pauli: Was wollen Sozialromantiker?

Beim Spiel gegen Freiburg (2:2) haben 400 Fans von St. Pauli offen gegen die Vereinsführung protestiert, die Initiatoren der Aktion nennen sich Sozialromantiker Sankt Pauli, und wie so Vieles ist auch der Protest und vor allem der Beweggrund etwas anders als bei anderen Fußballmannschaften. Grob gesprochen sprechen sich die Aktivisten der Sozialromantiker gegen eine übertriebene Kommerzialisierung des FC ST. Pauli aus, in ihrer Erklärung „Enough is Enough“ (genug ist genug) gehen sie ein wenig genauer auf die Kritikpunkte ein.

Zu aller erst betonen die Sozialromantiker, dass sie den Stadionausbau am Millerntor generell begrüßen. Sie sehen auch weiterhin ein, dass zum Ablauf eines 1. Bundesliga-Vereins ein gewisses Maß an Kommerz nicht zu vermeiden ist, wenn man denn die einfachen Fans nicht melken will wie ein Bauer eine Hochlleistungskuh. Auf der anderen Seite betonen die Sozialromantiker, dass die 90 Minuten bei St. Pauli eine Insel darstellen, frei von monetären Werten. Daher fordern die Sozialromantiker eine Balance zwischen beiden Ansprüchen.

Die Forderungen beinhalten eine soziale und politische Anbindung des Fußballklubs an das St. Pauli-Viertel, keine (verdeckte) Werbung während des Spiels, keine Gelder von Sponsoren, die faschistisch, rassistisch, homophob oder sonst wie mit Kriegstechnik Geld verdienen. So soll auch keine Werbung im Stadion geschaltet werden, die vom Spiel ablenken könnte; entsprechende LED-Werbebanden wurden schon von der Vereinsführung als schlecht empfunden und entfernt. Die Sozialromantiker wollen auch sicher gestellt wissen, dass der Stadionname nicht verkauft wird.

Erste Anzeichen der Balanceverschiebung wollen die Kritiker anhand der neuen Tribüne sehen, die VIP-Logen nehmen hier knapp die Hälfte der Fläche in Anspruch, auch weil doppelt so viele Logen gebaut wurden wie eingangs geplant waren. Am Stadionrand prangt zudem das Logo einer Bank, zudem würden die Frauentoiletten versperrt, weil TV-Übertragungswagen den Zugang blockierten. Weiterhin fordern die Sozialromantiker die Beendigung des Mietvertrages mit „Susis Show Bar“, einer Strip-Show.

Inwiefern sich die Vorstellungen der Sozialromantiker sich mit der (harten) Realität der Bundesliga wird decken lassen bleibt ungewiss. Sicher ist nur, dass die Vereinsführung Gesprächsbereitschaft signalisiert hat. Und in der Tat, der Kommerz hält Einzug, auch im ehemaligen Hafenviertel St. Pauli, wo es immer schicker wird zu wohnen, und die Mieten dementsprechend steigen. Fraglich ob die Sozialromantiker hiergegen etwas unternehmen werden können, aber allemal interessant und typisch St. Pauli eben.

6 Comments
  1. Reply
    Jan 18. Januar 2011 at 10:09

    „Beim Spiel gegen Freiburg (2:2) haben 400 Fans von St. Pauli offen gegen die Vereinsführung protestiert…“ ?! super recherchiert! Die Petition wurde von ca. 4000 unterschrieben und im Stadion war wohl auch keiner der „Redakteure“..

  2. Reply
    HansDuschke 18. Januar 2011 at 11:18

    Die Zahlenangabe 400 ist absurd. Es haben schon über 4000 die Resolution unterschrieben. Der Umfang des Protestes im Stadion ist aus den unzähligen Bildern im Netz zu erkennen.

  3. Reply
    KleinerTod 18. Januar 2011 at 11:36

    Nicht 400 waren das, sondern fast das ganze Stadion. Siehe http://kleinertod.wordpress.com/2011/01/16/das-millerntor-in-rot-und-das-war-erst-der-anfang/ – ein Großteil der Fans stehen hinter der Petition der Sozialromantiker.

    • Reply
      S.I. 18. Januar 2011 at 18:32

      Sorry vielmals, und dank an die aufmerksamen Leser, gemeint waren tatsächlich 4000 Fans,der Autor hat schlicht eine Null vergessen.

      • Reply
        Jekylla 18. Januar 2011 at 21:41

        Ist aber immer noch falsch, es haben nicht 4.000 Fans offen protestiert, ich würde doch mal empfehlen, den o.a. Links zu den Bildern zu folgen und mal zu schätzen (bei 24.051 Besuchern), wieviele das tatsächlich waren.

        Und die 4.000 dann im Artikel selbst zu berichtigen, wäre auch eine Maßnahme.

        Recherche hat Vorteile.

  4. Reply
    da_dude 19. Januar 2011 at 02:40

    dann ändern sie das auch in ihrem artikel bitte!!

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