Der Vizepräsident der USA, Joe Biden, hat den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan für das Jahr 2014 angekündigt, und zwar um jeden Preis, so wörtlich „komme Hölle oder Hochwasser“ (…“come hell or high water“). Damit trifft Biden konkretere Aussagen, als US-Präsident Obama, der lediglich von einer abnehmenden Intervention und Truppenstärke sprach. Ab 2014 sollen afghanische Sicherheitstruppen die Kontrolle übernehmen, genauer gesprochen, den „Kampf gegen den Terrorismus“ fortsetzen.
Am 16. Dezember diesen Jahres diskutierte Obama mit den NATO-Verbündeten über die Kampffähigkeit afghanischer Truppen nach 2014. Dabei soll Obama auch verdeutlicht haben, die Anzahl der US-Truppen, je nach militärischer Lage, stetig abbauen zu wollen. In einem Interview mit dem US-Sender NBC konkretisierte Biden die US-Pläne zum Rückzug aus Afghanistan. Demnach werde man ab Juli 2011 anfangen, die Zahl der US-Soldaten zu reduzieren, bis 2014 sollen alle Truppen abgezogen werden. Schon jetzt würden internationale Geheimdienste die Ansicht vertreten, dass die Taliban und die Al-Kaida derart geschwächt wurden, dass sie zu keiner Operation wie die am 11. September 2001 imstande sind.
Doch diese Ankündigung muss vorerst vorsichtig aufgenommen werden, so finden beispielsweise 2012 die Wahlen zum neuen US-Präsidenten statt. Vorausgesetzt Obama schafft die Wiederwahl nicht, könnte sich die US-Einschätzung schnell ändern, obschon gewichtige Argumente für einen Abzug sprechen. Seit Oktober 2001 halten sich die US-Truppen im Land auf, bei einer geschätzten Jahresausgabe mit 100 Milliarden Dollar dürften die US-Amerikaner inzwischen über eine Billion Dollar für den Afghanistan-Krieg ausgegeben haben. Alleine 2010 kamen über 700 ISAF-Soldaten ums Leben, inzwischen dürften über 2.500 US-Soldaten gefallen sein. Die USA halten sich schon länger im Land auf, als Russland (1980-1988), weder hat der Drogenanbau merklich abgenommen, noch wurden feste und stabile Strukturen geschaffen; von einer Demokratie ganz zu schweigen. Verständlich, wenn die USA den Krieg delegieren wollen.