Zum Begräbnis der getöteten Protestierenden haben sich zehntausende Menschen auf den Straßen der Stadt Homs zusammengefunden, sie skandierten lauthals Forderungen zur Absetzung des Präsidenten Bashar al-Assad. Am Sonntag wurden laut Darstellungen von Aktivisten bei Protesten in Homs 25 Demonstranten durch syrische Sicherheitskräfte getötete. In ganz Syrien sollen am Sonntag 30 Menschen umgekommen sein, doch die Nachrichtenlage aus Syrien ist (auch aufgrund der nicht vorhandenen Pressefreiheit) noch unübersichtlich. Die Proteste in Homs, der drittgrößten Stadt in Syrien, sind vor einem Monat aufgeflammt. Nach dem Abendgebet in der Bab al-Sibaa Moschee sollen sich 40 Demonstranten zusammengefunden haben, als sieben Autos anhielten, deren Insassen in Zivil gekleidet waren. Sie eröffneten unangekündigt das Feuer auf besagte Protestierende.
Einer der Anwesenden, Abu Haider, beschrieb, dass sie zuerst für Reformen plädierten, jetzt fordere man eine Absetzung des Regimes. Diese Aussage beschreibt sehr genau den Verlauf der Proteste in Syrien, Forderungen nach einem Regierungswechsel wurden erst nach den Eskalationen der vergangenen Tagen erhoben. Die Stimmung in Syrien ist immer noch geprägt von Angst und Misstrauen, Berichten zufolge sollen Verletzte sich weigern ins Krankenhaus zu gehen, weil sie eine Festnahme durch syrische Sicherheitskräfte befürchten.
In der Stadt Talbiseh, in der Nähe von Homs, sollen am gestrigen Tag fünf Menschen ums Leben gekommen sein. Vor zwei Tagen verkündete Präsident Assad eine Aufhebung des verhassten Ausnahmezutsandes, welcher seit über 48 Jahren eine Machtgrundlage der regierenden Baath Partei darstellt. Weitere Reformen sollen folgen, verkündete Assad in einem Fernsehauftritt. Die Proteste am gestrigen Tag erfolgten nicht zufällig, vor genau 65 Jahren wurde Syrien aus der französischen Herrschaft in die Freiheit entlassen.
Die Washinghton Post berichtet derweil, dass die USA geheime Gelder an oppositionelle Gruppen nach Syrien verschickt habe. So habe das US-Außenministerium den oppositionellen TV-Sender Barada TV (Sitz in London, empfangbar über Satellit) finanziell ausgestattet. Des Weiteren seien über sechs Millionen Dollar seit 2006 an verschiedene Gruppen geflossen. Die Aktion nahm ihren Lauf, weil 2005 Bush sich mit Assad überwarf, doch auch unter Obama sollen weiterhin Gelder geflossen sein, wiewohl Obama erstmals seit langer Zeit diplomatische Beziehungen mit Syrien geknüpft hatte. Die Informationen stammen allem Anschein nach von WikiLeaks. Bis September 2010 habe WikiLeaks Hinweise sammeln können, wonach eben besagte Gelder geflossen seien. Sprecher des US-Außenministeriums beeilten sich, die Veröffentlichung als unwahr zu kennzeichnen.
Bei Unruhen drohen dramatische Konflikte in Syrien auszubrechen, so werden Sunniten (die Bevölkerungsmehrheit) seit Jahrzehnten genauso diskriminiert, wie die Kurden im Norden des Landes. Danbene existieren verschiedenste Religionen (Christen aller Kirchen, Alawiten, Schiiten, Drusen etc) und Ethnien (Araber, Kurden, Armenier etc), die bislang unter der harten Knute der Assad Familie in Eintracht leben, ein Bürgerkrieg hätte dramatische Folgen für die gesamte Region.