Die Armee in Südkorea bereitet das größte Militärmanöver seiner Geschichte vor, am Militärmanöver werden Panzer, Hubschrauber, Kampfflugzeuge und tausende Soldaten teilnehmen. Südkorea zieht dazu die Truppen nahe an der Grenze zu Nordkorea zusammen, keine 20 Kilometer von der innerkoreanischen und schwer bewachten Grenze. Bislang gibt sich die Führung in Nordkorea unbeeindruckt, hat aber durchblicken lassen, den schwelenden Konflikt nicht durch unüberlegte Aktionen aufbrennen zu lassen. Seit den Vorfällen an den umstrittenen Yeonpyeong Insel im letzten Monat sind die Beziehungen zwischen beiden koreanischen Staaten eisig, beide Seiten haben durchaus Säbelrasseln betrieben.
Dabei macht die südkoreanische Armee keinen Hehl über den Charakter des Manövers, das Manöver soll eine Invasion in den nördlichen Staat nachbilden. Das Militärmanöver wird in Pocheon (ca. 50 Kilometer von Seoul) abgehalten. Gleichzeitig findet auf See ein viertägiges Manöver der südkoreanischen Marine statt. Alleine in diesem Jahr hat die Armee in Südkorea 47 Manöver abgehalten, die Darstellung von Nordkorea als einzigem Säbelrassler ist also nicht richtig. Dem Bombardement auf Yeonpyeong (mit zwei südkoreanischen Todesopfern) ging ebenfalls ein Militärmanöver Südkoreas voraus. Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA sagte in einer Mitteilung, dass Südkorea versuche, den aggressiven Charakter der Manöver zu verheimlichen.
Zum Teil nehmen auch Berater und Soldaten der US-Army an den Manövern teil. Zu den aktuellen Militärübungen sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, dass diese seit langem angekündigt seien und einen defensiven Charakter aufweisen würden. Auf der anderen Seite könnte der Artillerieangriff Nordkoreas im vergangenen Monat ein kluger Schachzug gewesen sein: nun steht Südkorea in der Kritik und dazu als Aggressor dar, auch die Stimmung innerhalb der südkoreanischen Bevölkerung könnte kippen. Nordkorea könnte sich auf Kosten Südkoreas profilieren und damit versuchen, die internationale Isolation zu durchbrechen. Vor kurzem hatten Russland und China den südkoreanischen Staat massiv kritisiert.
Im Hintergrund laufen derweil Bemühungen von Vermittlern, die verfeindeten Staaten zum Handlungstisch zu bewegen, doch diese scheinen bislang nicht zu fruchten.