Der ehemalige Erzbischof von Kapstadt und Träger des Friedensnobelpreises Desmond Tutu hat angekündigt, nach seinem 79. Geburtstag am 7. Oktober Schritt für Schritt von der Öffentlichkeit sich zurück ziehen zu wollen. Nach seinem Geburtstag werde er nur noch an einem Tag in der Woche arbeiten, um dann in den Ruhestand treten zu wollen. Er werden nur noch im so genannten Ältestenrat von Südafrika tätig sein. Der Ältestenrat aus Südafrika wurde vom ehemaligen Präsidenten Nelson Mandela ins Leben gerufen, um die Regierung bei den immensen innenpolitischen Problemen Südafrikas zu beraten.
Desmond Tutu war der erste farbige Erzbischof von Südafrika, diese Position verdankte er ironischerweise dem Apartheid-Regime in Südafrika. Eigentlich hatte Tutu auf Lehramt studiert, doch die rassistische Gesetzesgebung (so genannter Bantu Education Act von 1953, demnach wurde die Benachteiligung der Nicht-Weißen Bevölkerung in der Ausbildung gesetzlich festgeschrieben) zwang ihn dazu, in den Berufstand eines anglikanischen Priesters einzutreten. Zwischenzeitlich lebte Tutu in London bis er 1967 nach Südafrika zurückkehrte. Aufgrund seines Engagements gegen die Apartheid wurde Tutu 1984 der Friedensnobelpreis verliehen, ein Jahr später wurde er zum Bischof von Johannesburg, wiederum ein Jahr später zum Erzbischof von Kapstadt ernannt.
In der Zeit der Apartheid unternahm Tutu etliche Auslandsreisen, um auf die Situation der Nicht-Weißen Bevölkerung in Südafrika aufmerksam zu machen. Auch trat er für einen Wirtschaftsboykott gegen Südafrika ein. Tutu propagierte einen gewaltfreien Umsturz des Apartheidregimes, nichtsdestotrotz verfolgte er zielstrebig das Ziel zur Beseitigung des Apartheidregimes. 1990 war es schließlich so weit, der Druck aus dem In- und Ausland war so groß, dass in diesem Jahr Nelson Mandela (nach 27 Jahren Haft) entlassen wurde, der ANC legalisiert wurde und Schritt für Schritt die rassistischen Gesetze abgeschafftwurden. nach den Wahlen von 1994 wurde Desmond Tutu von Nelson Mandela zum Vorsitzenden der Wahrheits- und Versöhnungskommission ernannt. Diese sollte die Vorkommnisse während des Apartheid Regimes untersuchen.
In seiner Rolle als Vertreter der anglikanischen Kirche von Südafrika ist Tutu stets mit progressiver Haltung aufgefallen, so hat er neben seiner Arbeit gegen Armut und Diskriminierung die Rechte von Homosexuellen verteidigt. Er fordert gar eine Öffnung der Kirche für Eheschliessungen bei homosexuellen Partnern. Sein Rücktritt ist nur konsequent, er öffnet den Weg für neue, jüngere Leute. Sein Kampf gegen die Apartheid war neben der von Mandela und dem ANC wichtig, um diese abzuschaffen. Um mit den Worten von Tutu abzuschliessen: „Als die ersten Missionare nach Afrika kamen, besaßen sie die Bibel und wir das Land. Sie forderten uns auf zu beten. Und wir schlossen die Augen. Als wir sie wieder öffneten, war die Lage genau umgekehrt: Wir hatten die Bibel und sie das Land.“
Film zum Thema
Endgame, ein Politthriller über das Ende von Apartheid mit William Hurt, Chiwetel Ejiofor und Jonny Lee Miller
http://www.realeyz.tv/de/pete-travis-endgame_cont3369.html
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