Die Proteste gegen die Rentenreform der Regierung Sarkozy gehen in Frankreich unvermindert weiter, nun haben Protestierende den Zugang zum Flughafen von Marseille blockiert. Zeitweise war der Zugang zum Flughafen komplett blockiert. Gewerkschaftsvertreter berichteten, dass alle Zufahrtswege von der Blockade betroffen waren, andere Meldungen behaupten hingegen, die Blockaden seien aufgelöst. Die geplante Rentenreform erhöht das Renteneinstiegsalter von 60 auf 62 und den Anspruch für die volle Rente von 65 auf 67 Lebensjahre. Die meisten Gewerkschaften haben nun zu Protesten aufgerufen, allein vergangenen Dienstag befanden sich 3,5 Millionen Menschen (laut Gewerkschaften, laut französischer Polizei 1,1 Millionen) auf den Straßen. Immer noch blockieren die Streikenden die Öldepots, da zudem alle Raffinerien des Landes bestreikt werden, entsteht langsam eine Benzinknappheit.
Nun gerät die Situation in Marseille in den Fokus, der wichtige Hafen wird schon bestreikt, nun folgen die Müllentsorgungsbetriebe dem Aufruf der Gewerkschaften und streiken ebenfalls. Wichtige Zugverbindungen sind ausgefallen, auch der öffentliche Nahverkehr liegt in Marseille nahezu brach. Da die Müllentsorger schon seit neun tagen die Arbeit ruhen lassen, stapelt sich der Müll auf den Straßen Marseilles.
Währenddessen wird die zweite Kammer Frankreichs, der Senat, den Gesetzesentwurf zum Ende der Woche bestätigen, das französische Parlament hat die Rentenreform schon durchgewunken. Der Entwurf zur Rentenreform wurde schon im Juni vorgestellt, doch die Opposition hat über 200 Satzungsänderungsvorschläge eingereicht, um den Ablauf der Gesetzesinitiative zu bremsen.
Unterdessen werden neben Raffinerien auch zwei der drei Gasverflüssigungsanlagen bestreikt. Aufgrund der Streiks und der Blockaden der Depots können immer noch rund ein Drittel aller Tankstellen keinen Treibstoff anbieten, mehrere Flughäfen kündigen Engpässe an. Auch in der Frage der Elektrizitätsversorgung wird die Situation allmählich brenzlig, 16 der 58 Kernkraftreaktoren Frankreichs werden inzwischen bestreikt, Frankreich muss inzwischen Elektrizität importieren. Ob die Haltung der Regierung die Situation entschärfen wird, bleibt fraglich. Sarkozy hat angekündigt, an der unpopulären Rentenreform festhalten zu wollen, Innenminister Brice Hortefeux hat paramilitärische Polizeieinheiten angewiesen, Blockaden notfalls mit Gewalt aufzuheben.