Seit Monaten schwelt der Konflikt zwischen den Staaten Nordkorea und Südkorea, nun hat der Konflikt auf der koreanischen Halbinsel einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Truppen aus Nordkorea haben Artilleriegeschosse auf die Insel Yeonpyeong im umstrittenen Grenzgebiet abgefeuert und haben dabei zwei Marinesoldaten aus Südkorea getötet und 16 weitere verletzt. Beide Staaten proklamieren die Insel im Grenzgebiet für sich, und beide Staaten machen deutlich, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, falls die jeweilige Gegenseite weitere militärische Aktionen unternehmen sollte. Seit Ende des Korea-Krieges 1953, und damit mit der endgültigen Teilung Koreas in zwei Staaten, flammen immer wieder Konflikte zwischen beiden Staaten auf. Ein endgültiger Friedensvertrag ist bis heute nicht unterschrieben, im Koreakrieg kamen über eine Million Soldaten und drei Millionen Zivilisten zu Tode.
Beide Staaten behaupten, der Angriff auf die Insel Yeonpyeong sei von der Gegenseite gestartet worden. Die südkoreanische Armee wurde in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Zur Zeit der Artillerieangriffe hat die südkoreanische Armee ein Manöver auf der Insel abgehalten, wer letztlich den ersten Schuss abgab ist unklar. Südkorea wird von den USA protegiert, die im Koreakrieg 36.000 Soldaten verloren, Nordkorea hingegen von China. Doch Nordkorea ist zunehmend isoliert, zum Teil auch auf Wunsch der nordkoreanischen Staatsführung.
In Nordkorea wird die so genannte Chuch’e-Ideologie praktiziert, die schon religiöse Züge annimmt (Chuch’e bedeutet im weitesgehenden Sinne Autarkie). Diese Variante des Sozialismus verzichtet völlig auf eine internationalistische Sicht und betont die nationale Rolle. In den letzten Jahren wird die Chuch’e-Ideologie zunehmend von der Sŏn’gun-Ideologie abgelöst oder ergänzt (Sŏn’gun: in etwa „zuerst die Armee“), was sich bis in die letzten Winkel der nordkoreanischen Gesellschaft auswirkt. Gemessen am BIP hat Nordkorea die höchsten militärischen Ausgaben der Welt: damit finanziert Nordkorea eines der größten Armeen der Welt mit 1,1 Millionen Soldaten. Zudem vermuten westliche Beobachter über 3500 Panzer, 63 U-Boote und 388 Kampfflugzeuge. Die Armee in Südkorea ist weit moderner ausgestattet und zählt 680.000 Mann (2700 Panzer, 13 U-Boote und 460 Kampfflugzeuge).
Noch am Wochenende durfte ein US-Wissenschaftler nukleare Produktionsstätten Nordkoreas besuchen und davon berichten. Seit 2006 hat Nordkorea nachweislich Atombomben und besitzt die notwendigen Trägerraketen, um die Westküste der USA zu bedrohen. Es ist kein Zufall, dass der ehemalige US-Präsident Bush Nordkorea in die „Achse des Bösen“ einreihte, gleichzeitig ist Nordkorea militärisch unangreifbar, da es eben Atomwaffen besitzt. Nach einer Tauperiode in 2007 zwischen beiden koreanischen Staaten (wirtschaftliche Zusammenarbeit, Öffnung von zwei Bahnlinien etc) und den so genannte Sechsergesprächen (Süd- und Nordkorea, China, USA, Russland und Japan: Verzicht auf Atomwaffen für Lieferung von Öl etc) verhärteten sich die Beziehungen, als Ende 2007 Lee Myung-bak in Südkorea zum Präsidenten gewählt wurde. Lee Myung-bak versprach eine härtere Gangart gegen den Norden, so wurden Hilfslieferungen gestoppt. Seitdem sind die Beziehungen zwischen beiden Staaten deutlich abgekühlt.
Derweil geben sich Vertreter aus China besorgt um die Eskalation und fordern eine neue Runde der Sechsergespräche. Japans Premierminister Naoto Kan setzte sein Kabinett davon in Kenntnis, alle Vorbereitungen zu treffen um auf Eventualitäten gewappnet zu sein. Auch der russische Außenminister mahnte zur Besonnenheit, schließlich will auch der UN-Sicherheitsrat über die Vorkommnisse beraten. Das Pulverfass Korea darf nicht explodieren, weil die Folgen katastrophal wären, dass wissen internationale Beobachter. Bleibt zu hoffen, dass diese Einsicht von den koreanischen Verantwortlichen geteilt wird.