Papst Benedikt XVI hat heute in einem offenen Brief an die Bischöfe Belgiens die Polizeirazzia der belgischen Polizei scharf kritisiert. Die belgische Polizei ermittelt in diesem Fall aufgrund eines Verdachtes von Missbrauch von katholischen Priestern an Minderjährigen, eine ganze Reihe von Mitgliedern der belgischen, katholischen Kirche werden verdächtigt. Erst vor kurzem gab der Bischof von Brügge, Roger Vangheluwe, bekannt, über einen längeren Zeitraum Minderjährige belästigt zu haben. Ähnlich wie in Deutschland kamen nach der Bekanntgabe weitere Missbrauchsvorfälle dieser Art ans Tageslicht.
Papst Benedikt XVI äußerte seine Solidarität mit der Kirche in Belgien. Er bezeichnete die Razzia der Polizei als „beklagenswert“. Gleichzeitig machte der Vatikan deutlich, dass Missbrauchsvorfälle nicht geduldet werden, und dass die Kirche konsequent mit der Polizei zusammenzuarbeiten werde, um die Vorfälle zu klären.
In der besagten Razzia hat die belgische Polizei mehrere Gebäude des Erzbistums Mechelen (nördlich von Brüssel) untersucht und auch zwei Gräber geöffnet. Die Polizei hatte zudem Priester neun Stunden lang in einem Raum eingesperrt. Anders als der Vatikan beklagte, wurden die Priester mit Wasser und Nahrungsmitteln versorgt. Der Justizminister Belgiens, Stefaan de Clerck, erklärte, dass das Verfahren sämtlichen rechtsstaatlichen Standards Belgiens entsprechen würde.
Unterdessen beschlagnahmte die belgische Polizei einen Computer in Leuven mit 500 Dateien der katholischen Untersuchungskommission, die auch in Sachen Pädophile innerhalb der belgischen Kirche Untersuchungen führt. Dass der Vatikan sehr dünnhäutig geworden ist, sieht man an den Äußerungen des Sekretärs des Vatikan, Tarcisio Bertone. Der behauptete nämlich, dass die katholische Kirche nicht mal unter dem Kommunismus so behandelt worden sei. Der Vatikan berief den belgischen Botschafter ein, um seinen Protest kund zu tun. Eine weitsichtige Reaktion seitens des Vatikan ist dies nicht, insgesamt ist die Haltung der katholischen Kirche immer noch selbstgerecht, sie sieht sich in der Rolle des Opfers. Ob sie somit ihre Anhängerschaft überzeugen und behalten kann, ist mehr als fraglich. Ihre Glaubwürdigkeit ist so oder so angegriffen, sie sollte sich schleunigst um die Missbrauchsopfer kümmern.