Gestern wurden bei der Massenpanik im Tunnel zum Festivalgelände zur Loveparade 2010 19 Menschen zu Tode getrampelt und über 340 Menschen verletzt. Die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt wegen fahrlässiger Tötung, und die Suche nach Schuldigen ist eröffnet. Die Gewerkschaft der Polizei macht die Schuld bei den Veranstaltern aus, Panikforscher machen die Stadt und die Veranstalter schuldig für den tragischen Vorfall, während einzelne Besucher beobachtet haben, wie die Polizei den Vorfall verschärft haben, weil sie nicht rechtzeitig eingeschritten ist. Der Veranstalter der Loveparade, Rainer Schaller, spricht vom Ende der Loveparade, zukünftige Umzüge seien von den diesjährigen Vorfällen für die Zukunft immer gezeichnet.
Auf der Pressekonferenz der Stadt Duisburg mit dem Sicherheitsverantwortlichen der Loveparade und dem Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) blieben die meisten Fragen der anwesenden Reportern unbeantwortet. Oberbürgermeister Sauerland sprach lediglich von „individuellen Schwächen“, einen Fehler in den Vorplanungen wollte er nicht ausmachen können. Dabei stand schon anfangs fest, dass das Gelände vor dem Hauptbahnhof in Duisburg maximal 500.000 Besucher aufnehmen konnte. Die Erfahrungswerte der letzten Loveparade zeigt aber, dass immer mehr als eine Million Besucher zur Veranstaltung kommen.
Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, betont, man habe die Stadt schon vor einem Jahr gewarnt, Duisburg sei von vornherein nicht in der Lage gewesen, so viele Besucher auch aufnehmen zu können. Die Veranstalter sprechen von bis zu 1,4 Millionen Besucher auf der Loveparade 2010. Der Panikforscher Michael Schreckenberg, der auch in den Vorplanungen einbezogen wurde, schildert, die Pläne der Stadt seien lediglich für 500.000 Besucher konzipiert gewesen. Auch habe man aus Kostengründen auf Überwachungskameras im Tunnel verzichtet.
Augenzeugen berichten, dass die Massen im Tunnel nachgerückt seien, gleichzeitig wurde aber der Zugang zur Loveparade wegen Überfüllung geschlossen. Die Polizei habe nicht rechtzeitig eingegriffen, schon im Vorfeld kam es zu kleineren Panikanfällen. Von den 19 Opfern wurden 16 inzwischen identifiziert (darunter ein Niederländer und ein Chinese). Die Veranstaltung wurde planmäßig bis 23 Uhr weitergeführt, um keine weiteren Paniken Vorschub zu leisten. Nun gilt es, die wirklichen Verantwortlichen für die Massenpanik zur Rechenschaft heran zu ziehen, das Beenden der Loveparade ist kein gutes Signal. Das Roskilde Festival hatte 2000 einen ähnlichen Vorfall, den Opfern wird jedes Jahr gedacht, das Festival wird dennoch erfolgreich fortgeführt.
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