Die Übergangspräsidentin von Kirgisistan, Rosa Otunbajewa, besuchte am Freitag die Stadt Osch, dort wo die heftigsten Ausschreitungen im Süden Kirgisistans statt gefunden haben. Offiziell sind bislang 191 Menschen gestorben, da allerdings die Landbevölkerung der Tradition folgend ihre Angehörigen noch am selben Tag begraben, gehe sie von einer 10-fachen Anzahl der getöteten Menschen aus. Die Unruhen vom 11. Juni brachen im Süden von Kirgisistan aus, der abgesetzte Präsident Atambajew wurde im April dieses Jahres aus seinem Amt verjagt, seit dem kommt das Land nicht zur Ruhe. Der Aufruf Otunbajewas an Moskau, Truppen zur Beruhigung der Lage zu entsenden, wurde von Medwedew verneint, schließlich ist Russland mit Usbekistan verbündet. Die Unruhen flammten zwischen der kirgisischen Bevölkerung und der Minderheit der Usbeken auf, wobei die Usbeken in der Stadt Osch die mehrheit stellen. Dennoch ist dieser Konflikt weniger ethnisch, als ökonomisch bedingt.
Übergangspräsidentin Otunbajewa bekräftigte ihr Anliegen, die zerstörten Gebäude in Osch wieder aufzubauen. Zudem will die Interimsregierung am Verfassungsreferendum vom 27. Juni festhalten. Unterdessen befinden sich 400.000 Usbeken auf der Flucht, die WHO schätzt, dass bis zu einer Million Menschen vom Konflikt betroffen sein könnten. In Kirgisistan leben ca. fünf Millionen Menschen, damit wären 20 % der Bevölkerung direkt betroffen. Die Käpfe sind abgeflaut, in Osch sind nur vereinzelte Schüsse zu hören. Der geschasste Atambajew wird beschuldigt, diese Lage schon zu seiner Regierungszeit provoziert zu haben, er befindet sich momentan in Weißrussland. Mehrere Menschenrechtsorganisationen fordern ein sofortiges Einschreiten seitens des UN-Sicherheitsrates. Ob die Lage vor Ort sich stabilisieren wird, ist auch eine ökonomische Frage, der Süden des Landes ist wirtschaftlich am Boden.