Die Lage am havarierten Atomkraftwerk Fukushima I in Japan ist immer noch brenzlig, derweil breitet sich die radioaktive Verstrahlung aus, nun soll das Trinkwasser der Metropole Tokio erhöhte radioaktive Werte aufweisen. Die örtlichen Behörden warnen nun vor dem Konsum vor dem Trinkwasser, insbesondere für Säuglinge und Heranwachsende ist die Verstrahlung gefährlich. Unterdessen ist die Verstrahlung am Reaktorblock 2 so hoch, dass der Betreiber Tepco die Arbeiter vor Ort fürs Erste abgezogen hat.
Radioaktive Verstrahlung von Wasser und Lebensmitteln
In den vergangenen Tagen sind immer wieder Rauchschwaden aus den beschädigten Reaktorblöcken 2 und 3 entwichen, nach bisherigem Kenntnisstand konnte nicht ermittelt werden, welche Stoffe in die Umwelt gelangt sind. Doch radioaktive Partikel haben sich in der Präfektur Miyagi derart verteilt, dass das angebaute Gemüse vor Ort kontaminiert ist. Das japanische Gesundheitsministerium hat derweil eine Liste mit elf Gemüsesorten aus der Region Fukushima veröffentlicht, vor dem Verzehr dieser wird ausdrücklich gewarnt. Primär handelt es sich bei der Verstrahlung um Iod 131 (Halbwertszeit ca. acht Tage), welches zum Glück eine relativ kurze Halbwertszeit hat. Dennoch meldet die Nachrichtenagentur Kyodo nun eine Verstrahlung des Trinkwassers in Tokio, man habe eine Verstrahlung von 210 Becquerel pro Kilogramm Wasser gemessen, die ausgesprochenen Grenzwerte für Erwachsene liegt bei 300 Becquerel, bei Säuglingen und Kindern liegt dieser bei 100 Becquerel. Neben der Verstrahlung über die Luft droht auch Ungemach im pazifische Ozean. Zur Kühlung der havarierten Reaktorblöcke wird Meereswasser genutzt, welches so wieder ins Meer geleitet wird. Langfristig setzt sich die Radioaktivität im Plankton und in Algen ab. Nach und nach gelangt die Radioaktivität in die Nahrungskette, ganz oben steht der Mensch. Dabei gelangt die Radioaktivität in konzentrierter Form zum Menschen, schon jetzt kontrollieren Restaurants in Taiwan ihre Fische mit einem Geigerzähler. Die radioaktive Verstrahlung wird immense Nachwirkungen zeigen, die Region um Fukushima gilt als die Kornkammer Japans. Es steht zu befürchten, dass demnächst Japan in größeren Mengen Reis einführen muss, dies wird unmittelbar Auswirkungen auf dem strapazierten Weltmarkt für Nahrungsmittel haben.
Atomkraftwerk Fukushima I- welche Ausmaße nimmt das Unglück an?
Die geschätzten Schäden des Erdbebens und des Tsunamis vom 11. März werden momentan auf 25 Trillionen Yen (ca. 310 Milliarden Dollar) geschätzt, die radioaktive Belastung nicht miteingerechnet. Bislang werden laut NHK Japan offiziell 9408 Tote gerechnet, befürchtet wird eine Zahl weit über 20000. Den Technikern ist es gelungen, das AKW Fukushima mit Strom zu versorgen, nun wollen sie testen, ob die Kühlpumpen am Reaktorblock 3 noch laufen. Ähnliches gilt für den Reaktorblock 2. Dennoch sollen die Blöcke von außen weiterhin mit Meereswasser besprüht werden. Hier plant Tepco den Einsatz eines Löschfahrzeuges, dessen Löscharm 50 Meter ausgefahren werden kann. Die Kontamination des Wassers in Tokio kann auf die Regenfälle der vergangenen Tage zurückgeführt werden, sagt Professor Yasuyuki Matsumura von der Gakushuin Universität in Tokio. Die Nutzung des Wassers zum Duschen und Abwaschen sei unbedenklich.
Aktuell steigt aus dem Block 3 erneut schwarzer Rauch auf. Laut NHK liegt die radioaktive Verstrahlung derzeit bei 265 Millisievert pro Stunde, die Besprühung musste unterbrochen werden. Noch fehlt eine genaue Schadensschilderung, die Frage lautet, ob die Brennstäbe erneut im Trockenen liegen, oder wieweit die Druckbehälter aus Metall beschädigt sind. Kabinettssekretär Yukio Edano hatte verkündet, dass laut Computerberechnungen die Sperrzone von 30 Kilometer nicht ausreichen könnte, die Radioaktivität könnte auch außerhalb der 30 Kilometer-Sperrzone Menschen beeinträchtigen. Zuvor hatten die USA einen Abstand von 80 Kilometer empfohlen. Die Lage am Atomkraftwerk Fukushima I wird die Welt in den kommenden Tagen weiterhin in Atem halten.