Die Republik China auf Taiwan und die Volksrepublik China haben ein historisches Handelsabkommen unterzeichnet. Dies ist die erste Vereinbarung seit der Aufteilung von vor 60 Jahren, als nämlich die Nationalisten im Bürgerkrieg von 1949 den Kommunisten unter Mao unterlagen und auf die Insel flohen. Seitdem gibt es Querelen zwischen beiden Staaten, Festland-China erkennt Taiwan nicht als unabhängigen Staat an, sondern als abtrünnige Provinz. Trotz dieser Feindseligkeiten laufen die Geschäfte zwischen beiden Staaten bestens, und damit werden die Beziehungen auch besser.
Das Handelsabkommen hebt den Zoll auf hunderte Produkte auf, das Handelsvolumen zwischen Taiwan und China betrug letztes Jahr 90 Milliarden Euro. Durch das Abkommen wird diese Summe nochmals steigen, auch wenn im aktuellen Handelsvertrag Taiwan Vorteile erwirken konnte. Auf der anderen Seite wird die Volksrepublik diese Nachteile akzeptieren, will sie doch langfristig Taiwan „zurückholen“. Das Abkommen wurde größtenteils vom taiwanesischen Präsident Ma Ying-jeou initiiert, der vor zwei Jahren die Wahlen mit dem Versprechen gewann, die Beziehungen zur Volksrepublik aufzubessern.
Das Handelsabkommen sieht vor, das der Warenfluss zwischen beiden Staaten weniger bis gar nicht verzollt wird. Zudem wird für Taiwan der Zugang auf dem Versicherungs- und Bankensektor auf Festlandchina geöffnet. Nicht überall fand das Abkommen Zuspruch, schon demonstrierten in der Hauptstadt Taipeh Menschen gegen dieses Abkommen. Die Befürchtung, dass Taiwan sich zu stark von der Volksrepublik abhängig macht, treibt einige Menschen auf die Straße. Dennoch ist das Abkommen bemerkenswert, wenn man bedenkt, welche kriegerischen Töne beide Staaten erst vor wenigen Jahren angeschlagen haben. Doch scheinen wirtschaftliche Interessen beide Regierungen näher einander zu rücken, vielleicht gibt es bald die politische Vereinigung beider chinesischer Staaten, quasi per Handel zur Vereinigung?