Die seit dem 5. August verschütteten Minenarbeiter der San Jose Mine in Chile haben heute erstmals nach langer Zeit eine warme Mahlzeit erhalten, diese wurden den 33 Männern, die sich 700 Meter unter Erde befinden, über einen vorhandenen Versorgungsschacht geliefert. Die Mahlzeit, unter Aufsicht von Ernährungswissenschaftlern zusammengestellt, bestand aus Hackbällchen, Hühnchen und Reis. Die verschütteten Bergbauarbeiter haben sich bislang hauptsächlich von Glukosetabletten (eigentlich Traubenzucker) und eiweisangereicherter Milch ernährt, anfangs hatten die Bergbauarbeiter noch Fischkonserven. Die Bergungsarbeiten an der verschütteten Mine werden drei bis vier Monate in Anspruch nehmen. Die Minenarbeiter wurden zwar unterrichtet, dass diese Arbeiten lange andauern werden, aber nicht genau wie lang. Sie haben Zugang zu frischem Wasser, aber die psychische Belastung unter Erde stellt die größte Herausforderung dar, daher kümmert sich ein Team von Geologen, Ärzten, Psychologen und Ernährungswissenschaftler um die Rettung der gefangenen Arbeiter.
Das Experten-Team der NASA, welches heute auf Wunsch der chilenischen Verantwortlichen eintraf, sprach von einer guten Arbeit der Rettungskräfte. Die Experten, die im Weltall psychologisch ähnliche Herausforderungen kennen und zu begegnen versuchen (Isolation, lebensfeindliche Umwelt, Ressourcenknappheit), werden bis Freitag vor Ort bleiben und die Rettungskräfte beraten. Der Leiter des NASA-Teams Dr. Michael Duncan betonte, die Minenarbeiter würden keinen Alkohol oder Zigaretten konsumieren.
Derweil haben die chilenischen Rettungskräfte bekannt gegeben, an einem Plan B arbeiten zu wollen, um im Falle eines eventuellen Zwischenfalls gewappnet zu sein. Demnach planen die Ingenieure einen zweiten Rettungsschacht, der parallel zum ersten Rettungsschacht an anderer Stelle angesetzt werden soll. Seit Beginn der Räumungsarbeiten am Montag hat man bislang 20 Meter Schutt entfernen können, zwischenzeitlich mussten die Arbeiten eingestellt werden, weil an einer Stelle das Bohrloch drohte zusammenzubrechen und mit Zement verstärkt werden musste.
Um die psychologische Stimmung der Minenarbeiter zu verbessern, haben die Rettungskräfte auch die Simulation des Tagesablaufes unter der Erde imitiert. Die Arbeiter sollen ihren Tagesrhythmus nicht verlieren. Der chilenische Gesundheitsminister Jaime Manalich sagte der Presse, dass auch die Unterteilung des engen Raumes unter Erde in verschiedene Lebens- und Wohnbereiche zu den psychologischen Maßnahme gehöre. Jeder U-Bootfahrer kann bezeugen, welche wichtige Rolle gerade Nahrung übernehmen kann. Am Mittwoch zeigten sich die verschütteten Minenarbeiter wieder vor der Kamera, sie wirkten zuversichtlich und hatten sich bemüht, unter gegebenen Umständen gepflegt zu wirken. Einige Bärte fehlten auf den Gesichtern der Männer, die T-Shirts waren sauber. Dennoch werden sich die Minenarbeiter vor der Kamera betont optimistisch geben, angesichts wartender Verwandter und Familien ausserhalb der Stollen auch kein Wunder. Wie es in den Köpfen der eingesperrten Bergbauarbeiter wirklich zugeht, kann kaum jemand ausserhalb der Stolle wohl nachvollziehen.
Deswegen riet Dr. Duncan auch dazu, den verschütteten Minenarbeitern die volle Wahrheit über den Rettungszeitraum zu offenbaren. Daneben sollte auf die Nahrungsaufnahme, den Schlafpensum und auf den psychologischen Zustand der Arbeiter geachtet werden. Die verschütteten Bergbauarbeiter in Chile werden eine lange Zeit ausharren müssen.