Benigno Aqiuno III, von seinen Anhängern als Noynoy bezeichnet, wurde gestern zum neuen Präsidenten von Philippinen vereidigt, acht Wochen nach seinem Wahlsieg. Aquino wird ein schweres Erbe antreten, zum Einem ist die vorherige Präsidentschaft von Gloria Macapagal-Arroyo von Korruption und Menschenrechtsverletzungen geprägt gewesen, andererseits bestehen islamisch-separatistische und kommunistische Gruppierungen, die die Zentralregierung in Manila mit Waffengewalt bekämpfen. Der Sohn des legendären und beliebten Benigno Aquino Jr., der 1983 am Flughafen in Manila erschossen wurde, wird sich den massiven Problemen des Inselstaates stellen müssen.
Das politische Erbe der Aquinos
Aquino stammt aus einer politischen Familie, sein Vater war ein Politiker, der sich schon recht früh gegen den Diktator Marcos positionierte. Als er 1983 aus seinem Exil nach Manila kam (zu diesem Zeitpunkt war Marcos erkrankt), wurde er direkt nach dem Verlassen des Flugzeugs erschossen. Darauf gründete sich die Peoples Power Bewegung, die 1986 zum Sturz der Marcos Diktatur führte. Der Flughafen von Manila trägt heute den Namen des ermordeten Politikers. Seine Frau (und die Mutter des neuen Präsidenten) stellte nach dem Sturz Marcos die neue Präsidentschaft. Corazon Aquino führte bis 1992 die Regierungsgeschäfte von Philippinen. Nach der Regierung von Aquino folgte 1992 Joseph Estrada, Gloria Macapagal-Arroyo folgte 2001 als Präsidentin. Sie gewann auch die Wahlen von 2004, internationale und philippinische Wahlbeobachter gingen von massiven Wahlfälschungen aus. Ihr werden auch massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, so werden 800 politische Morde (Gewerkschafter, Anwälte, Oppositionelle) gezählt, die bislang nicht aufgeklärt sind.
Politische Lage auf Phillipinen
Auf den südlichen Inseln des philippinischen Archipels operiert die islamistische Moro Islamic Liberation Front (MILF, ca. 20.000 bewaffnete Kämpfer), die seit 1977 für ein unabhängiges Bangsamoro kämpft. Im 90 Millionen Staat sind etwa 4,5 Millionen Menschen islamischen Glaubens (meist im Süden). Diese Bevölkerungsgruppe hat in der Vergangenheit mehrere Massaker und regelrechte Enteignungswellen erleben müssen. Die MILF gibt sich mit der Teilautonomie nicht zufrieden. Beobachter gehen von Kontakten zwischen der MILF und der terroristischen Jemaah Islamiyah (Terroranschläge 2002 auf Bali) aus Indonesien aus. Dieser bewaffnete Konflikt schwelt immer noch. Eine weitere und radikalere Splittergruppe ist die Abu Sayaf (200 Kämpfer), die im Jahre 2000 zur Berühmtheit gelangte, als sie die Familie Wallert entführte.
Eine weitere konstante Unruhe stellt das philippinische Militär dar, so versuchte das Militär 1987, 1989, 2003 und 2006 zu putschen. Zeitweilig galt Philippinen das unsicherste Land der Welt nach dem Irak, so undurchsichtig war die politische Situation auf dem Inselstaat.
Die Wirtschaft- Tigerstaat und Slums auf Müllbergen
Philippinen wird zu den so genannten, aufstrebenden Tigerstaaten gerechnet. Dennoch ist die Kluft zwischen Arm und Reich immens. Eine relativ kleine und wohlhabende Oberschicht steht einer breiten Masse von armen Menschen gegenüber. In Manila stehen unweit der Wolkenkratzer Müllberge, auf denen die armen Menschen ihre Slums errichten. Immer wieder tauchen Nachrichten auf, nach denen diese Slums aufgrund von Methanbildung regelrecht explodieren. Ein Programm der Entwicklungshilfe versucht, Methan aus diesen Müllbergen abzuführen. Zusätzlich existiert ein Nord-Süd Gefälle. Während der Süden eher landwirtschaftlich geprägt ist, besteht im Norden ein ausgeprägter Dienstleistungssektor. Zudem gibt es im Norden eine High-Tech Industrie, die imstande ist, Computer-Chips herzustellen.
Das Erbe von Aquino III
Der neue Präsident wird sich mehreren Herausforderungen stellen müssen. Zum einem muss er die grassierenden Korruption bekämpfen, dann die gesamtwirtschaftliche Leistung ankurbeln. Zudem gilt es, die Clique um Alt-Präsidentin Arroyo zur Rechenschaft heranzuziehen, ohne dabei Gefahr zu laufen, die alten Eliten gegen sich aufzubringen. Zudem muss Aquino den separatistischen Strömungen im Süden beikommen, gleichzeitig aber den Konflikt mit den Moslems (der weniger religiös, als ökonomisch bedingt ist) im Süden bei kommen. Ob Aquino III diese Aufgaben bewältigen kann, wird seine Präsidentschaft zeigen.