Als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche fordern prominente deutsche Katholikinnen in der Frankfurter Rundschau (Samstagausgabe) umfassende Reformen und die volle Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche, die Zulassung zum Diakonen- und Priesteramt eingeschlossen. Die Dominikaner-Nonne Jordana Schmidt, Ex-Sprecherin des „Worts zum Sonntag“ in der ARD, bezeichnete die „klerikale Hierarchie, das Bild vom Priester als dem unantastbaren heiligen Mann, das Fehlen von Foren für kritischen Dialog“ als „günstiges System“ für sexuellen Missbrauch. „Wären in der Kirche von Anfang an auch Frauen führend tätig gewesen, wäre die Kirche eine andere: nicht so machtbewusst, nicht so ehrpusselig.“
Die Ordensschwester Lea Ackermann kritisierte die Diskriminierung von Frauen durch das kirchliche Patriarchat. Der Zustand der Kirche sei „ein Trauerspiel“. Die frühere Vizepräsidentin des Zentralkomitees (ZdK), Magdalena Bogner, sagte der Frankfurter Rundschau, der „römische Patriarchalismus“ wirke auf viele Frauen „abschreckend bis abstoßend“. Die Zeit sei reif für Veränderungen, so die langjährige Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd). SPD-Präsidiumsmitglied Barbara Hendricks monierte, dass die Amtskirche nur von Männern repräsentiert werde, obwohl die Kirche „von den Frauen lebt“. Frauen sollten darum zu den Ämtern zugelassen werden, so die Politikerin, die auch dem ZdK angehört. Von einer „Unkultur des Ehrenamts“ sprach Ursula Fehling, Vorsitzende des Jugenddachverbands BDKJ: „Frauen laufen vor die Wand oder ins Leere, wenn sie mehr wollen, als Kindergruppen zu leiten und Kuchen fürs Pfarrfest zu backen“. Die TV-Journalistin Maria von Welser, die 2000 zur katholischen Kirche übertrat, forderte neben der Öffnung von Führungspositionen für Frauen auch die Aufhebung des Pflichtzölibats.
Diese Meldung der dts Nachrichtenagentur aus Frankfurt wurde am 17.07.2010 um 01:00 Uhr mit den Stichworten DEU, Religion, Sexualstraftaten übertragen.