Vertreter von Euronext (Betreiber der Pariser Matif), CME Europa sowie führende Köpfe der deutschen Getreidewirtschaft diskutierten über die Zukunft des Getreideterminhandels in Europa. CME nannte noch keinen verbindlichen Starttermin für ihren Future, welcher schon mehrmals angekündigt wurde. Ein Handelsbeginn im kommenden Juni mit erstem Fälligkeitsmonat September 2015 sei aber denkbar. Der Proteingehalt des neuen Futures soll bei 10,5 Prozent liegen, die Fallzahl bei 170 Sek, das Hektolitergewicht bei 74 kg. Diese Angaben beruhen auf den langjährigen Erfahrungen aus den USA. Dass Minimum soll nicht zu hoch angesiedelt werden.
Das Andienungskonzept bekam viel Lob von den anwesenden Händlern. „Instrumente zum Risikomanagement dürfen keine unkalkulierbaren neuen Risiken enthalten“ erklärte Jens Ripken, Generalbevollmächtigter Agravis, „Die umfangreichen Andienungsmöglichkeiten für den geplanten CME-Future machen eine Manipulation des Marktes für Händler unmöglich.“ Hintergrund waren die Marktverwerfungen im Euronext Weizenfuture im Herbst des letzten Jahres, die durch eine Lücke in den französischen Kontraktspezifikationen ausgelöst wurden. Das Konzept für den neuen CME-Europaweizenfuture basiert auf einer Andienung an mehrere, dezentral um Rouen angesiedelte Lager. Die Lagerscheine haben eine eigene Werthaltigkeit und können separat gehandelt werden. Modell für das Konzept standen diverse US-Kontrakte, die auf diese Weise seit Jahren erfolgreich gehandelt werden.
Der Euronext-Weizenkontrakt Nr. 2 soll mittelfristig durch den neuen Weizenfuture Nr. 3 ersetzt werden. Dieser Kontrakt beinhaltet verbindliche und höhere Qualitätsanforderungen an die Ware und soll so weitere Verwerfungen verhindern. Seit dem Marktstart im März spielt der Kontrakt aber nur eine passive Außenseiterrolle. Um den Wechsel auf den neuen Kontrakt einfacher zu machen, wird Euronext demnächst Spreadhandel ermöglichen, d. h. dass ein Handelssystem ermöglicht, die Preisdifferenz zwischen Nr. 2 und Nr. 3 zu kaufen und verkaufen. Darüber hinaus gibt es für die ersten sechs Monate ein Exchange-for-Futures-Programm (EFF), bei dem man Positionen in Nr. 2 einfach in Nr. 3 tauschen kann, vorausgesetzt man findet eine Gegenpartei, die ebenfalls wechseln will.
„Ohne Verlässlichkeit der Weizenkontrakte lasse sich kein professionelles Risikomanagement gestalten“, stellte Matthias Glaser, stv. Bereichsleiter der Beiselen GmbH in seinem Vortrag heraus. „Die Spezifikationen sollten auch mit ihren inneren Eigenschaften und ihrer Beschaffenheit zum Markt passen und die marktüblichen Mindestqualitäten garantieren“. Diese Anforderung unterstützte Konrad Weiterer, Präsident des BVA und Geschäftsführer der Weiterer GmbH in vollem Umfang. „Er sei sehr froh, dass endlich die Vertreter der für uns bedeutendsten Börsen gemeinsam mit Vertretern der Wirtschaft auftreten und diskutieren. Nur so können ergebnisorientierte Dialoge geführt und Neues hervorgebracht werden“.
Den sehr intensiven Meinungsaustausch schlossen bekannte Broker in einer Podiumsdiskussion ab. Die Teilnehmer Bremer Landesbank, Hansa-Terminhandel, Saatbau Preisgut und Kaack-Terminhandel wiesen darauf hin, dass Liquidität der Futures sowie Zuverlässigkeit und Transparenz der Spezifikationen die Voraussetzungen seien, um Vertrauen in die Börsenprodukte setzen zu können. Die Broker zeigten sich offen neuen Futures gegenüber, wollten sich aber nicht festlegen , welcher Future das Rennen machen wird oder ob beide Kontrakte nebeneinander existieren werden.
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