Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Politiker aus allen Parteien haben sich überrascht über den Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler gezeigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte spontan ihren für den Abend geplanten Besuch im WM-Trainingslager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Südtirol ab. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer sagte in München, Köhler habe das Amt mit „Ernsthaftigkeit und Würde“ geführt, er bedauere seine Entscheidung deswegen. Der frühere Bundesaußenminister und Grünen-Politiker Joschka Fischer zeigte sich „fassungslos“. Gegenüber der „Leipziger Volkszeitung“ (Dienstag-Ausgabe) sagte Fischer: „Was ist nur los in dieser Republik?“. Immerhin habe es sich bei Köhlers erster Kandidatur um einen „symbolischen Akt“ für das angestrebte politische schwarz-gelbe Bündnis gehandelt, so Fischer. FDP-Fraktionschefin Birgit Homburger sagte in Berlin, die FDP-Bundestagsfraktion bedauere den Rücktritt. Köhler habe sich während seiner Amtszeit im In- und Ausland höchste Anerkennung erworben. Die Bundesversammlung muss jetzt laut Artikel 54 des Grundgesetzes innerhalb von 30 Tagen einen neuen Bundespräsidenten bestimmen. Bis dahin übernimmt Bundesratspräsident Jens Böhrnsen die Amtsgeschäfte.