Ein Inder reist auf dem Dach eines völlig besetzten Zuges durch Indien. Am Bahnhof angekommen, steht er auf und stößt dabei mit seinem Kopf an der Oberleitung. Herumstehende schreien laut auf, als er an einem Stromschlag stirbt. Besonders kranken Humor zeigten Polizisten in Victoria, indem sie eben dieses Video als Anhang in e-mails an Kollegen versandten. Versehen haben sie diese mit der Überschrift „die Hinrichtung durch den Stromschlag könnte die Lösung für das Problem mit den indischen Studenten sein“.
Immer weniger indische Studenten möchten in Australien studieren. Waren es laut der Einwanderungsbehörde in 2008-2009 noch 65.503 indische Studenten, die in Australien studiert haben, sind es in 2009-2010 nur noch 29.721. Australien genießt in Indien keine gute Reputation. Gab es in den letzen Jahren doch zu viele Fälle von rassistisch motivierten Übergriffen auf Inder. Einigen Polizisten wurde bereits gekündigt, einer hat es vorgezogen, aus eigenen Stücken zu gehen, einige haben eine Geldstrafe bekommen und andere werden noch angehört werden müssen.
Die Politiker bestärken, dass der Vorfall mit den Beamten ganz und gar nicht die Einstellung der Einwohner Victorias widerspiegelt. Rassismus ist tief in der Gesellschaft eingebettet und wird konsequent als normal empfunden. Nimmt man in Australien alleine das Wort Rassismus in den Mund, werden viele Australier sehr ungehalten, schnell gehen ihnen dabei die Argumente aus. Wie kommt es dann, dass sich in den letzten Jahren so viele Übergriffe auf Inder ereigneten? Die meisten Australier sind fest davon überzeugt, dass sie keine Rassisten sind, sie wünschen sich nur, dass alle Menschen, die hierher kommen genau nach ihren Regeln leben. Überzeugt vertreten sie den Standpunkt, dass die Immigranten selber an ihrem Schicksal Schuld sind, wenn sie sich nicht anpassen können. Alltag in Australien. Es rennt hier natürlich niemand mit Plakaten herum, auf denen steht, „Inder haut’ ab“. Alle Immigranten dürfen selbstverständlich auch den Zug benutzen und auf dem Bürgersteig gehen. Subtile Bemerkungen wie, es sei doch nur Spaß, wenn Witze über Zuwanderer gemacht werden, lassen Fremdenhass harmlos erscheinen.
Ignorant in vielerlei Hinsicht sind die Polizisten. Offensichtlich kennen sie auch nicht den Zusammenhang zwischen indischen Studenten und der australischen Wirtschaft, ansonsten würden sie diese nicht als ‚Problem’ bezeichnen. Hat da jemand vergessen, ihnen zu erklären, dass die Wirtschaft stark von ausländischen Studenten abhängt? Neben Kohle- und Eisenerz-Exporten spielt das Geschäft mit der Bildung einen weiteren wichtigen Faktor. Mit dem Wegbleiben haben die indischen Studenten ein Zeichen gesetzt. Nicht nur das, sie sind die Geschäftspartner von morgen.
Ausländische Studenten sind mehr als herzlich willkommen, denn mit ihren Studiengebühren unterstützen sie die hiesigen Universitäten, die sich ohne sie gar nicht über Wasser halten könnten. Allerdings sieht man es gar nicht gerne, wenn sie auch noch als Kellner oder Tellerwäscher ihren Lebensunterhalt verdienen und dabei einem Australier den Arbeitsplatz wegnehmen. Die Ausrede, dass der momentan starke $AU oder gar strengere Visa Bestimmungen am Rückgang indischer Studentenzahlen verantwortlich zu machen sind, hinkt etwas. Denn Studenten aus anderen Ländern ließen sich ganz offensichtlich nicht davon abhalten hierher zu kommen. Die Anzahl derer ist ungefähr gleich geblieben.
Studenten aus China. In 2008-2009 kamen 54.015 und in 2009-2010 kamen 54.409 Studenten.
Studenten aus Malaysia. In 2008-2009 kamen 11.567 und in 2009-2010 10.634 Studenten.
Studenten aus Korea. In 2008-2009 kamen 17.594 und in 2009-2010 16.367 Studenten.
Es handelt sich also wirklich um ein Problem zwischen Australiern und Indern.
Die Polizei von Victoria bietet eine „Rund um die Uhr“ Betreuung für indische Studenten an. Warum, wird das angeboten, obwohl es ihrer Meinung nach doch gar keine Bedrohung für sie gibt? Politiker und Polizisten sehen kein Problem in den Angriffen auf indische Studenten. Und doch hat ein UN Panel die australische Regierung für ihren Umgang bezüglich erfolgter Verbrechen an indischen Studenten kritisiert. Sie sind besorgt über die Sicherheit von ausländischen Studenten in Australien und bemängeln die fehlende Dokumentation der Polizei von Verbrechen an Immigranten. Der Regierung wie auch der Polizei wird vorgeworfen, rassistische Hintergründe bei Verbrechen nicht anzuerkennen.
Die Autorin Dorothée Lefering lebt seit 2006 in Australien. Noch mehr Eindrücke aus Down Under können Sie täglich auf dem Blog der Autorin gewinnen.
Weitere Artikel aus der Kategorie Gesellschaft
- Bayerischer Ministerpräsident Dr. Markus Söder auf der Bundeskonferenz der Wirtschaftsjunioren Deutschland
- Bellphone GmbH & Co. KG: Clevere Systemlösungen für Gesundheit und Unternehmen
- Imageland startet mit neuen Angeboten und Aktionen: Exklusive Kunstwerke für Ihr Zuhause
- Ayurveda erleben: Natalie Stahl bietet ganzheitliche Massagen zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden
- Crew99: Ihr Partner für Arbeiterunterkünfte in Österreich