Der Begründer der Türkischen Republik Mustafa Kemal Atatürk hat die Republik am 29. Oktober 1923 ausgerufen, anlässlich dieses Ereignisses wird dieser Tag jährlich in der Türkei gefeiert und gilt als hoher Feiertag. Im Rahmen der Feierlichkeiten werden stets mehrere Staatsakte zelebriert, so gibt der türkische Staatspräsident einen Empfang. Doch beim gestrigen Empfang kam es zum Eklat, die Frau des amtierenden Präsidenten Gül (AKP) trug demonstrativ ein Kopftuch. Das Militär, welches im Clinch mit der konservativ-islamischen AKP liegt, hatte eine eigene Feier organisiert, auf den Empfang des Präsidenten sind die Mitglieder nicht erschienen. Auch Vertreter der Oppositionsparteien verweigerten eine Teilnahme. Offiziell gilt in der Türkei ein Kleiderordnung, das Tragen des Kopftuches ist in staatlichen Gebäuden untersagt. Dennoch ist es erwähnenswert, das das Kopftuch in türkischen Amtsstuben bis in die 80 er geduldet wurde (obschon verboten), erst im Zuge des eskalierenden Konfliktes zwischen der regierenden AKP von Premier Erdogan und dem Militär wird das Verbot rigoros durchgezogen; es geht mehr als um die Frage der Kopfbedeckung, es geht um die Deutungshoheit.
In den vergangenen Jahren hatte Gül, der seit 2007 der elfte Staatspräsident der Türkischen Republik ist, immer zwei getrennte Empfänge gegeben, doch gestern erlaubte er seiner Frau das Tragen des Kopftuches, ein Affront nach Meinung der Kemalisten und des Militärs, da der 29. Oktober die Gründung der Republik und damit den festgeschriebenen Laizismus feiert. Der Auftritt seiner Frau mit einem Kopftuch anlässlich eines Staatsaktes hat mehrere Teilnehmer eine Teilnahme absagen lassen, das Militär hat einen eigenen Empfang veranstaltet, der eine halbe Stunde früher stattfand. Die Befürchtung, dass die Militärs die Hand der Präsidentengattin nicht schütteln würden, wurde mit der getrennten Feierlichkeit umgangen. Auch der Anführer der oppositionellen CHP (eigentlich sozialdemokratisch, doch im zunehmenden Maße nationalistisch), Kemal Kilicdaroglu, feierte alleine, doch seiner Aussage nach hatte seine Absage nichts mit dem Kopftuch zu tun, er hätte in der Menge feiern wollen.
Das Tragen des Kopftuches der Präsidentengattin kann als Signal der AKP verstanden werden, sie wird immer selbstbewusster. Gestützt aus der EU, die in den vergangenen Jahren stets eine Beschneidung der Rolle des Militärs in der Türkei gefordert hatte, und im Zuge des undurchsichtigen Ergenekon-Verfahren (Verschwörung von Militär und Anderen zum Sturz der Regierung) hat die aktuelle AKP-Regierung unter Erdogan erst vor kurzem ein Verfassungsreferendum verabschiedet, und damit die Macht des Militärs deutlich beschnitten. Mehrere Rektoren (Rektoren werden in der Türkei vom Staatspräsidenten ernannt) der türkischen Universitäten ermuntern Frauen dazu, öffentlich mit dem Kopftuch auf die Lehrveranstaltungen zu gehen. Inwiefern sich das Militär zurückhalten wird, ob die AKP den Machtkampf mit den Kemalisten friedlich gewinnen wird, bleibt abzuwarten, weitere Eskalationen können nicht ausgeschlossen werden.
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