Das westafrikanische Land hat heute dramatische Stunden erlebt. Am frühen Morgen hat die Armee des Landes den Premierminister Carlos Gomes Júnior festgehalten und in eine Kaserne verschleppt. Zeitgleich wurde auch der Oberbefehlshaber der Armee festgehalten. Nun wird vermutet, dass der stellvertretende Oberbefehlshaber hinter dieser Aktion steckt. Aufgrund massiver Proteste von hunderten aufgebrachten Menschen vor Ort wurde der Premierminister auf freien Fuß gesetzt.
Guinea-Bissau ist eines der ärmsten Länder der Welt. Auf dem HDI (Human Development Index) belegt das westafrikanische Land den 173. Platz (von 182 indexierten Länder). Die ehemalige portugiesische Kolonie wurde 1974 unabhängig und weist seitdem ein Präsidialsystem auf. Der amtierende Staatspräsident Malam Bacai Sanhá erklärte, dass die Situation wieder unter Kontrolle sei.
Schon im letzten Jahr kam es zwischen der Staatsführung und der Armee zu Reibereien, unter anderem wurde der damalige Präsident Joao Bernardo Vieira vor seiner Haustür von Militärs erschossen, kurz darauf wurde ein weiterer Präsidentschaftskanditat getötet. Damals argumentierte das Militär, der Präsident habe seinerseits gegen die bestehende Regierung putschen wollen. Andererseits ist die Armee in Drogengeschäfte involviert, ein Viertel des europäischen Kokains wird über Guinea-Bissau transferiert. Zusätzlich plant die amtierende Regierung, die Armee von 9250 Mann auf 2500 Mann zu verkleinern, das Land ist schlicht nicht imstande, ein grösseres Heer zu finanzieren. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation vor Ort entwickelt.