In Mount Isa leben 23.000 Menschen. Tests ergaben, dass fünf Prozent der Kinder im Alter von 1 – 4 Jahren einen zu hohen Bleigehalt im Blut aufweisen. Zunächst ging man davon aus, das Blei sei ein in der Gegend natürlich auftretendes Metall. Doch Wissenschaftler widerlegten diese Annahme inzwischen. Das Blei stammt ihrer Meinung nach aus dem örtlichen Steinbruch. Im Niederschlag und Staub enthalten verbreitet sich das Blei flächendeckend über den Ort. Das Blei wird im Körper in den Knochen, den Muskeln und im Gehirn abgelagert und bleibt dort über Jahre gespeichert. Besonders in den Entwicklungsjahren führt ein erhöhter Bleiwert im Blut zu Schäden am Nervensystem.
Kinder nehmen Blei leichter auf als Erwachsene. Ein Junge, fünf Jahre alt, hatte einen Bleigehalt in Höhe von 31,5 Mikrogramm pro Deziliter – mehr als dreimal so hoch wie von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen. Die WHO empfiehlt einen Grenzwert von 10 Mikrogramm pro Deziliter. Ein Mädchen, vier Jahre alt, wies einen Wert von 27,4 Mikrogramm pro Deziliter auf. Bei beiden Kindern lassen sich Schäden am Gehirn feststellen. Als das Mädchen 20 Monate alt war, sagten Ärzte, sie sei geistig zurückgeblieben. Mittlerweile geht man davon aus, dass die Kondition des Mädchens auf eine Bleivergiftung zurückzuführen ist.
Jetzt wird gestritten. Die Eltern der kleinen Opfer verklagten das Schweizer Bergbauunternehmen Xstrata, welchem der Steinbruch gehört. Die Vertreter von Xstrata weisen alle Vorwürfe von sich. Nie sei auch nur einmal ein Richtwert überschritten worden. Der Bürgermeister von Mount Isa ist auch wütend. Die Zukunft des Ortes hängt vom Steinbruch ab. Er fürchtet, dass die Opfer erst Ruhe geben werden, wenn „die Stadt geschlossen wird und alle wieder im Busch mit den Wildschweinen leben“. Eine Opfer-Familie hat den Ort bereits verlassen, da sie es nicht mehr ertragen konnte, von allen verantwortlich gemacht zu werden. Als Opportunisten, die mit ihren Kindern Geld machen wollen, wurden sie beschimpft. Viele Einwohner verdienen in Mount Isa gutes Geld, welches sie andernorts nicht so einfach machen könnten. Sie verdrängen ganz einfach die Gefahr, die vom Blei ausgeht.
In den sechziger Jahren hatte ein 32-wöchiger Streik der Minenarbeiter und ihrer Angehörigen zum Ausnahmezustand in Mount Isa geführt. Damals hatte eine amerikanische Bergbaufirma den Arbeitern keine ordentlichen Duscheinrichtungen zur Verfügung gestellt. Mackie, der Anführer der Streikenden, führte diese zum Sieg und erlangte verbesserte Bedingungen für alle Minenarbeiter. Es sieht ganz so aus, als würde in Mount Isa eben ein solcher Mackie fehlen. Jemand der den Einwohnern unerschrocken zu Gerechtigkeit und besseren Lebensumständen verhilft.
Die Autorin Dorothée Lefering lebt seit 2006 in Australien. Noch mehr Eindrücke aus Down Under können Sie täglich auf dem Blog der Autorin gewinnen.
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