Der ehemalige Staatspräsident aus Kuba, Fidel Castro, hat sich gesundheitlich erholt und hält wieder öffentliche Reden. In einem Interview mit dem US-Journalisten Jeffrey Goldberg vom The Atlantic Magazine kritisiert Castro nun den Präsidenten Ahmadinejad aus dem Iran und wirft ihm anti-semitische Attitüden vor. Zudem warnt der ehemalige Staatspräsident vor einer Eskalation im Atom-Konflikt zwischen der westlichen Staatengemeinschaft und dem Iran, dieser Konflikt könnte zu einem nuklearen Krieg führen. Im Interview sendet er der iranischen Führung die Botschaft aus: „Stop slandering the jews!“ (in etwa: Hört auf die Juden zu verunglimpfen!).
The Atlantic Magazine ist ein monatlich erscheinendes Politmagazin aus Boston und wurde 1857 gegründet. Das Format fokussiert sich auf internationale Beziehungen und politische Analysen. Nachdem Goldberg einen Artikel über Iran und Israel verfasst hatte und Castro diesen las, meldete sich Jorge Bolaños (diplomatischer Interessenvertreter Kubas in Washington) und gab an, dass Castro ein Interview zum Israel-Konflikt geben möchte.
Der 84 jährige Castro bringt in dem Interview seine Befürchtungen zum Ausdruck, dass seiner Sicht nach ein Krieg im Nahen Osten unvermeidlich sei. Goldberg gibt an, dass Castro zwar weiterhin körperlich angegriffen sei, aber sein Geist kristallklar arbeiten würde, und hätte er ihn gelassen, hätte Castro drei Tage am Stück sprechen können. Castro sieht einen zuspitzenden Konflikt zwischen den USA und Israel auf der einen Seite, und dem Iran auf der anderen Seite. Demnach könne Premierminister Netanyahu nur eine Sicherheit für Israel erreichen, wenn Israel seine atomare Bewaffnung aufgeben würde. Doch auch alle anderen Staaten müssten simultan auf die Atombombe verzichten, ein Ziel welches nach Ansicht von Castro kurzfristig nicht zu realisieren ist.
Dem iranischen Ahmadinejad wirft Castro die Verleugnung des Holocaust vor, solange die iranische Führung nicht die Einzigartigkeit des Genozids an den jüdischen Menschen anerkennen würde und die Sicherheitsinteressen Israels nicht würdigen wollte, könnte der Frieden nicht erreicht werden.
Seine ersten Berührungen mit dem Anti-Semitismus hätte Castro in früher Kindheit erlebt, als seine jesuitischen Lehrer Juden als Mörder Gottes (also Jesus) gebrandmarkt hatten. Castro kannte allerdings keine Juden, nur eine bestimmte Vogelart wurde als „Jude“ bezeichnet, ein Umstand welches für die gesamte damalige Landbevölkerung gegolten habe. Castro führte weiter aus, dass die Religionsgruppe der Juden mehr unter Verfolgung gelitten hätten, als andere Gruppen (eingeschlossen die Muslime). Auf die Frage, was er Ahmadinejad sagen würde: „Ich sage dies, sie können ihm dies kommunizieren.“
Castro verstehe die iranischen Ängste gegenüber den Aggressionen seitens der USA und Israel, und je mehr Druck auf den Iran ausgeübt werde, werde der Iran umso fester sich an die Atombombe klammern. Zudem sei der Iran ein zutiefst religiöses Land, und die religiösen Führer könnten weniger Kompromisse eingehen. Dennoch werde die militärische Kapazität des Iran unterschätzt, Obama könnte überreagieren und so einen regionalen Konflikt in einen atomaren Krieg eskalieren lassen, mit weltweit dramatischen Auswirkungen.
Befragt zu seiner eigenen Rolle in der Kuba-Krise 1962 (als Castro an die Sowjetunion einen Brief schickte, mit der Aufforderung die USA mit Atomraketen anzugreifen, falls die USA Kuba angreifen), gab sich Castro selbstkritisch: „ Nach Allem was ich gesehen habe, und nach dem was ich inzwischen weiß, war sie (die Aufforderung) in keinster Weise berechtigt.“