Roberto Carlos gilt als einer der härtesten Freistoss-Spezialisten der Welt, viele seiner Tore scheinen den physikalischen Gesetzen zu widersprechen. Nun haben Wissenschaftler sein legendäres Tor beim Turnoi de France 2007, dem Vorläufer-Wettbewerb zur WM 1998 in Frankreich, genauer untersucht und haben festgestellt, dass eben dieses Tor absolut den physikalischen Gesetzen entspricht. Roberto Carlos hatte aus einer Distanz von 35 Meter Entfernung den Ball um die französische Abwehrmauer und um einen verdutzten Torhüter Barthez ins Tor bugsiert, dabei schien der Ball unterwegs die Flugrichtung zu verändern. Ein Team um Dr. Christophe Clanet aus der Ecole Polytechnique in Paris haben diesen legendären Schuss von Roberto Carlos genauer unter die Lupe genommen und die Ergebnisse im New Journal of Physics veröffentlicht.
Die Flugbahn eines rotierenden Balles entspricht in der Atmosphäre einer Spirale, bildlich gesprochen, hätte Carlos mit einer unendlichen Energie den Ball geschossen, würde dieser im Fünfmeter-Raum in immer enger werdenden Flugbahnen kreiselnd um einen Fixpunkt fliegen. Um eben diese Flugbahn im Ansatz sehen zu können, sind zwei Faktoren ganz wichtig. Zum einem die Entfernung vom Tor, um eben überhaupt die krümmende Flugbahn zu erkennen, um zum zweiten einen dicken Oberschenkel, wie Carlos sie vorweisen kann. Denn die Schusshärte minimiert die Auswirkungen der Gravitation auf den Ball, dafür verursachen Luftwirbel und die Erddrehung die spiralförmige Flugbahn. Daher könne der Schuss von Carlos, bei gleichen Vorraussetzungen, wiederholt werden.
Die Forscher um Dr. Clanet erforschten die Flugbahn von Geschossen in der Atmosphäre, als sie zufällig die Erklärung für das spektakuläre Tor von Carlos fanden. Hierzu untersuchten sie die Flugbahn von Plastik im Wasser und mit gleicher Dichte wie Wasser. Doch letztendlich wird die Gravitation den Ball von der Flugbahn herunterholen, so hart kann auch kein Carlos schiessen, der aktuell mit 37 Jahren bei Corinthians São Paulo in Brasilien spielt.