Ministerpräsident Wladimir Putin hat am gestrigen Tag verkündet, dass das iranische Atomkraftwerk in der Nähe von Buscher im Sommer 2010 ans Netz gehen wird. Die Atomkraftanlage wird seit 1995 vom russischen, staatlichen Kernkraftbauer Atomstroiexport gebaut und soll laut Planungen in vier Blöcken insgesamt 4.000 Megawatt produzieren. Schon 1975 hat die Kraftwerk Union, ein ehemaliges Joint-Venture von AEG und Siemens, an selber Stelle ein Kernkraftwerk bauen wollen.
Doch dann kam die islamische Revolution von 1979. Der Anführer der islamischen Revolution, Ayatollah Chomeini, erklärte die Atomtechnik als unislamisch. Der Irak-Iran Krieg von 1980 bis 1988 setzte der iranischen Wirtschaft schwer zu, so dass ein Weiterbau schon allein aus ökonomischen Gründen nicht fortgeführt werden konnte. Erst 1995 wurde das russische Unternehmen Atomstroiexport beauftragt, das AKW fertig zu stellen. Seitdem sind mehrere Milliarden Dollar in den Bau geflossen. Die iranische Regierung erklärt, das Kraftwerk rein zivil zur Stromerzeugung nutzen zu wollen. Der Iran muss trotz zweitgrößter Ölreserven innerhalb der OPEC Benzin ins Land einführen, da die Raffineriekapazitäten bei weitem nicht reichen. Mit der Kernkraft will die iranische Regierung die Energieversorgung im Land ergänzen, um Öl, welches zur Stromerzeugung genutzt wird, verkaufen zu können. Die westliche Staatengemeinschaft wirft der iranischen Regierung hingegen vor, so an die Atombombe gelangen zu wollen, was angesichts des ambitionierten, iranischen Raketenprogramms ein bedrohliches Szenario ergibt.
Das Problem besteht darin, dass die Atomtechnologie ein typisches Dual-Use Produkt ist, d.h. eine Trennung von ziviler und militärischer Nutzung gibt es nicht. Die westliche Staatengemeinschaft hat nun vorgeschlagen, dass die abgebrannten Brennelemente, die nach einer Weiterverarbeitung zu waffenfähigem Plutonium gewandelt werden können, im Ausland entsorgt werden. Der Gegenvorschlag der iranischen Regierung besteht darin, diese Brennelemente von ausländischen Firmen entsorgen zu lassen, allerdings auf iranischem Hoheitsgebiet.
Die US-Aussenministerin Hillary Clinton hat nun diese Ankündigung kritisiert. Die Beendigung des Baus sei verfrüht, zumindest so lange, wie die iranische Administration die friedliche Nutzung nicht eindeutig beweisen könne. Die iranische Regierung erweckt mit dem Raketenprogramm (inklusive Langstreckenraketen) auch kein Vertrauen. Eine atomare Bewaffnung des Iran könnte ein Wettrüsten im politisch instabilen Nahen Osten auslösen.