Die sudanesische Zentralregierung und die größte Rebellengruppe in Darfur, die JEM (Justice and Equality Movement), hatten am 23. Februar ein sofortiges Waffenstillstandsabkommen vereinbart. Ferner wurde der JEM eine Beteiligung an der Regierung, sowie die Freilassung von 100 inhaftierten Kämpfern der JEM in Aussicht gestellt. Darüber hinaus wurde beschlossen, dass beide Gruppen bis zum 15. März einen Friedensabkommen abschließen. Diese Frist ist nun verstrichen ohne dass endgültige Resultate in Form eines Friedensabkommen vorliegen.
Dennoch stellt der Vertreter des sudanesischen Delegation Mustafa Osman Ismail weitere Verhandlungen in Katar und dem Tschad in Aussicht. Eine weitere Möglichkeit für bilaterale Gespräche bietet sich auf der Konferenz für den Wiederaufbau Darfurs am 21. März in Kairo, initiert von den Regierungen Ägyptens und der Türkei. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass ähnliche Anläufe in der Vergangenheit gescheitert sind, wie z.B. im Juni 2006 auf der Konferenz in Amsterdam. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht allein die Gruppierung JEM gegen die Zentralregierung in Khartoum kämpft. Neben der JEM operiert die ehemals mächtige SLA (Sudan Liberation Army), und diverse Abspaltungen von der SLA, JEM und anderen Gruppierungen sowie wechselnde Koalitionen dieser untereinander verwirren gar die Beobachter vor Ort. Auf der Seite der Zentralregierung kämpfen, neben regulären Armeeeinheiten, die so genannten Dschandschawid (Reiter-Milizen, die insbesondere unter der Zivilbevölkerung verheerende Schäden verursachen). Aber auch andere Staaten sind in diesem Konflikt involviert. Der Regierung in Tschad wurde vorgeworfen, die Rebellengruppen zu unterstützen. Andererseits hat die sudanesische Regierung einst selber Unterstützung von Truppen aus dem Tschad am Anfang des aktuellen Konfliktes 2003 erfahren. Im Zuges des Konfliktes schwenkten die Truppen aus dem Tschad um, so dass einstige Verbündete zu Feinden wurden und ihre Feindesfeinde unterstützten. Erst vor kurzem haben beide Staaten ihre Absicht bekundet, die Feindseligkeiten zwischen diesen beiden Staaten zu entschärfen. Selbst Libyen war in diesem Konflikt in den siebzigern einbezogen, viele Reiter-Milizen zehren heute noch vom ideologischen Input aus Libyen.
Der Konflikt in Darfur hat mehrere Ursachen und ist eine langwierige Geschichte. Alle Menschen im Darfur sind Muslime sunnitischer Prägung. Dennoch ist dieses Gebiet immer wieder Schauplatz von Invasionen gewesen, beginnend mit arabischen Eroberern im 13. Jahrhundert, bishin zu britischen Kolonialtruppen, die die Region 1917 erobern konnten. Daher nimmt es nicht wunder, dass die Region keineswegs homogen ethnisch eingeteilt ist. Der gesamte Sudan ist ein Vielvölkerstaat, da stellt die Darfur-Region keine Ausnahme dar. Eine Einteilung in „Araber“ oder „Schwarzafrikaner“ ist auch müßig, da diese Art der Einteilung eher ein soziales Konstrukt darstellt.
Die wirklich greifbaren Ursachen sind ökonomischer, vielmehr ökologischer Art. Zum einem werden die ertragsreichen Ölquellen im Süden des Landes nur für die Zentralregierung und den Süden verwendet. Andererseits vermuten Fachleute reiche Ölvorkommen im Darfur selber. Weiterhin ist die Region von einer dramatischen Vertrocknung betroffen, Nomaden stellen sich gegen Ackerbauer und andersrum, weil Wasser immer knapper wird. Dabei haben sich ganze Stämme auf eine landwirtschaftliche Ausrichtung spezialisiert, so dass Beobachter einen vermeintlichen ethnischen Konflikt entdecken wollen.
Seit Beginn des aktuellen Konfliktes (man darf nicht vergessen, im Südsudan und im Osten des Landes sind ähnliche Konflikte gelagert) im Darfur seit 2003 sind je nach Zählart und Perspektive zwischen 200.000 und 500.000 Menschen umgekommen, ca. 2,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Im gesamten Sudan werden 5 Millionen Flüchtlinge gezählt. Ob diese Waffenruhe in einen Friedensvertrag mündet, darf bezweifelt werden, wünschenswert ist es allemal.