Der Premierminister von Pakistan, Yusuf Raza Gilani, hat in einer Rede zu den Feierlichkeiten zur Unabhängigkeitserklärung die Zahl der von den Überflutungen betroffenen Menschen auf 20 Millionen geschätzt, weit mehr als die UN bislang angab (14 Millionen Menschen). Pakistan erhielt seine Unabhängigkeit vom britischen Imperium vor 63 Jahren, doch die diesjährigen Feierlichkeiten werden auf das Wesentliche beschränkt, Präsident Asif Ali Zardari hat sämtliche offiziellen Feierlichkeiten angesichts der Flutkatastrophe in Pakistan abgesagt. Unterdessen hat die UN einen konkreten Cholera-Fall in der Stadt Mingora (Nordwest-Pakistan) ausgemacht, weitere 36.000 Menschen leiden an Cholera-ähnlichen Symptomen. Maurizio Giuliano, UN-Nothilfekoordinator, warnt vor den Folgen einer Cholera-Epidemie.
Die UN hat angesichts einer drohenden Cholera-Epidemie ihre Anstrengungen verstärkt, vielfach werden die Menschen vor Ort in Pakistan gegen Cholera behandelt, obschon die Untersuchungsergebnisse noch nicht vorliegen. Cholera ist eine bakterielle Infektionskrankheit, welche zu einem Erbrechen und Durchfall bei betroffenen Menschen führt, unbehandelt sterben cirka 20 % der erkrankten Menschen. Die Cholera wird durch das Bakterium Vibrio cholerae verursacht, dieses befindet sich meist in Fäkalien. Die massiven Überflutungen in Pakistan haben Kläranlagen und Abwasseranlagen überflutet, das Trinkwasser wurde somit verseucht. Cholera kommt ursprünglich aus Indien, wurde aber im 19. Jahrhundert durch Europäer (in der Rolle als Kolonialisten) weltweit verbreitet. Eine Cholera-Epidemie hat beispielsweise 1892 in Hamburg 8.600 Menschen getötet, die letzte große Cholera-Epidemie grassierte 2008 in Simbabwe (4.200 Tote).
In seiner Rede betonte Premierminister Gilani, dass in Pakistan 20 Millionen Menschen obdachlos seien, ob zeitweilig oder dauerhaft, unterschied Gilani nicht. Die Überflutungen haben große Teile der Ernte vernichtet und einen wirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe verursacht. Zudem wurde die Infrastruktur stark beschädigt, neben weggeschwemmten Brücken sind dies Straßen, Kommunikationseinrichtungen und das pakistanische Stromnetz. Noch immer gäbe es Flutopfer, zu denen man bislang nicht gelangt sei. Offiziellen Verlautbarungen zu Folge sind bislang 1600 Menschen in den Fluten umgekommen.
Trotz Aufrufen der pakistanischen Administration läuft die internationale Hilfe nur schleppend an, Schuld daran könnte ein Spendenskandal sein. Bei dem Erdbeben vor fünf Jahren in Pakistan wurden Medienberichten zu Folge insgesamt 367 Millionen Euro an Hilfsgeldern veruntreut. Nawaz Sharif, ein führender Oppositionpolitiker aus Pakistan, befürchtet gar, dass die Berichte über veruntreute Hilfsgelder die Spendenbereitschaft aus anderen Staaten dämpfen könnte. Derweil gerät das Krisenmanagment von Präsidenten Zardari immer mehr in Kritik, zum Anfang der Flutkatastrophe befand sich dieser zu Staatsbesuch auf Auslandsreise, doch inzwischen ist Zardari direkt vor Ort und besucht die Katastrophengebiete.
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