Der Rekordsommer in Russland hat verheerende Torf- und Waldbrände verursacht, immer noch werden über 600 Brandherde um Moskau, aber auch am Ural und weit im Osten des riesigen Landes gezählt. Nun brachen auch in der Region Brjansk an der ukrainischen Grenze sechs Waldbrände aus, die nach offizieller Verlautbarung unter Kontrolle gebracht wurden. Die Region Brjansk ist die Gegend auf russischem Boden, die durch den Super-Gau von Tschernobyl 1986 am meisten radioaktiv verseucht wurde. Umweltorganisationen, wie WWF und Greenpeace, äußerten ihre Sorgen, dass das Feuer die radioaktiven Partikel in die Luft aufwirbeln könnte und den Winden folgend tief nach Europa transportiert wird. Der Leiter des örtlichen Forstbetriebes von Brjansk, Wladimir Rosinkewitsch, bestätigte diese Möglichkeit einer erneuten atomaren Verseuchung. Auch der Chef der russischen Waldschutzbehörde, Vladimir Rozinkevich, verifiziert die Aussage, betont aber ausdrücklich, man habe die Situation unter Kontrolle.
Sprecher des Bundesumweltministeriums und des Deutschen Wetterdienstes sehen aktuell keine Gefahr für Deutschland durch eine radioaktive Wolke aus dieser Gegend. Der Deutsche Wetterdienst sagt vorraus, dass die radioaktiv verseuchten Winde bis Samstag von Russland aus, über Osteuropa (einschließlich Baltikum) bis nach Süd-Schweden gelangen könnten, wenn überhaupt radioaktives Material aufgewirbelt wird. Das Bundesamt für Strahlenschutz wagt gar die Behauptung, selbst wenn radioaktive Partikel nach Deutschland gelangten, die Konzentration wäre sehr gering. Doch von Berufs wegen muss das Bundesamt eine Behauptung dieser Art aufstellen, inzwischen geht man davon aus, das selbst geringste Mengen an radioaktiven Partikeln für den Menschen gesundheitsgefährdend sind.
Inzwischen hat sich die Lage in Russland ein wenig stabilisieren können, aktuell brennt eine Fläche von ca. 92.000 Hektar (oder 920 Quadratkilometer), am Dienstag waren es noch 174.000 Hektar (oder 1740 Quadratkilometer, ungefähr die Fläche vom Saarland). Am Mittwoch hatte es in der größten europäischen Metropole Moskau geregnet, die Luft wurde wieder klarer. Das Feuer um die Nuklear-Anlage um Sarov sei auch unter Kontrolle, so russische Vertreter. Aktuell sind 165.000 Feuerbekämpfer im Einsatz, diese werden noch durch 39 Löschflugzeuge unterstützt.
Bislang sind nach offiziellen Behauptungen 50 Menschen durch die Torf- und Waldbrände gestorben, allerdings verzeichnete Moskau eine verdoppelte Mortalitätsrate durch den Smog, der durch die Torfbrände um Moskau herum verursacht wurde. Derweil wird die Kritik an Wladimir Putin und der russischen Regierung lauter. Diese hatte keine Notfallpläne für Waldbrände dieser Dimension. Zudem wurden unter der Präsidentschaft Putins die riesigen Waldbestände dezentralisiert und privatisiert, 70.000 Forstangestellte wurden wegrationalisiert. Zusätzlich wurden viele Sümpfe trocken gelegt, um Torf für den heimischen und ausländischen Markt abbauen zu können, was die Situation verschärft hat.
Wissenschaftler sehen einen Zusammenhang zwischen den Überflutungen In Pakistan, den Bränden in Russland und der Neiße-Hochwasser. Schuld daran sei die so genannte Omegalage, ein Hochdruckgebiet über Russland, welches wärmere Luftmassen aus dem Süden nach Norden transportieren würde. In Folge dessen dringen auch feuchte Luftmassen in den Norden, starke Niederschläge sind eine weitere Folge. Der Rekordsommer in Russland überrascht die dortigen Behörden, die mit diesen Auswirkungen nicht gerechnet haben. Ob der Rekordsommer in Russland zu normalen Wetterschwankungen gezählt werden kann, oder ein Indiz für eine globale Erwärmung ist, bleibt vorerst umstritten.