Im Missbrauchsfall des Osnabrücker Sportbundes auf der Ferieninsel Ameland haben Kinder aus dem Schlafsaal offenbar ihre Betreuer um Schutz vor sexuellem Missbrauch gebeten. Wie der Osnabrücker Oberstaatsanwalt Alexander Retemeyer der Tageszeitung „Die Welt“ (Freitagausgabe) sagte, hätten mehrere Zeugen noch im Ferienlager ihren erwachsenen Aufsichtspersonen von den Übergriffen erzählt und von „fisten“ gesprochen, einer Sado-Maso-Praktik. Das wirft die Frage auf, ob die Aufsichtspersonen der Ferienfreizeit über die Übergriffe auf mindestens sechs minderjährige Jungen informiert waren.
Der Vorsitzende des Stadtsportbundes Osnabrück, Wolfgang Wellmann, hatte am Mittwoch lediglich eingeräumt: „Es gibt die Aussage, das Kinder aus dem Obergeschoss herunter gekommen sind und gesagt haben, `die größeren von uns ärgern uns.“ Ob es aber Hinweise auf sexuelle Praktiken gegeben habe, „das möchten wir der Klärung durch die Polizei überlassen.“ Wie Retemeyer der „Welt“ weiter sagte, sprechen die bisher aufgenommenen Zeugenaussagen für den Straftatbestand der Vergewaltigung. Bisher war unklar, ob die Justiz nicht nur von gefährlicher Körperverletzung ausgeht. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sollen die Übergriffe an mehreren Abenden stattgefunden haben, „abends und in den Nachtstunden“. Drei Beschuldigte, die zur Tatzeit 14 und 15 Jahre alt waren, haben den sexuellen Missbrauch bereits zugegeben. Insgesamt gehen die Behörden derzeit von bis zu 13 Tatverdächtigen aus. Zwei von ihnen wurden vorher selbst gequält und haben anschließend andere misshandelt. Sie sind beide 13 Jahre alt und damit nicht strafmündig. Bisher liegen den Ermittlern noch keine Erkenntnisse über mögliche Verletzungen der Opfer vor. Die Kinder werden voraussichtlich nicht mehr ärztlich untersucht.
Diese Meldung der dts Nachrichtenagentur aus Osnabrück wurde am 22.07.2010 um 14:06 Uhr mit den Stichworten DEU, NDS, Sexualstraftaten, Kriminalität übertragen.