Vor zwei Jahren hatte ein Forscherteam um Thomas Skutella vom Zentrum für Regenerationsbiologie und Regenerative Medizin der Thübinger Universität eine Sensation im Fachblatt „Nature“ veröffentlicht. Den Forschern gelang es, Stammzellen (oder pluripotente Stammzellen) aus Hodengeweben zu gewinnen. Dies hätte zur Folge, dass das Abtöten von embryonalen Eizellen nicht mehr notwendig ist. Schon damals äußerten Wissenschaftler Zweifel an den Stammzellen aus Hodengewebe, nun konkretisiert Hans Schöler vom Max-Planck Institut für molekulare Biomedizin in Münster diese Bedenken.
Schöler behauptet, dass diese Zellen keine Stammzellen sind, sondern Bindegewebszellen. Die Forscher aus Münster hatten vergeblich versucht, Stammzellen aus Hoden zu gewinnen. Diese Nachprüfbarkeit ist allerdings eminent wichtig, um einer wissenschaftlichen These weltweit zu einer Anerkennung zu verhelfen. Darüber hinaus hätte Skutella sich bislang geweigert, diese Stammzellen anderen Forschern zu überlassen, eine Vorraussetzung bei einer Publikation im renommierten Nature-Magazin.
Skutella entgegnete zu diesem Vorwurf, dass es seitens der Patienten keine Einwilligungserklärung gegeben hätte, und das nach Rücksprache mit der Ethikkommission der Thübinger Universität die Weitergabe dieser Zellen nicht möglich ist. Doch versprach Skutella, in den folgenden Monaten Zellen nachreichen zu wollen, wenn denn eine weiterreichende Erklärung der Spender vorliegen würde. Bei der Herstellung der Stammzellen reicht nämlich nur ein komplettes Hodengewebe, und Spender sind rar; erst kurz vor dem Tode bestünde die Möglichkeit einer lebenden Spende.
In den folgenden Monaten will Skutella seine Ergebnisse wiederholen. Ein Verfahren, welches Stammzellen aus Hodengeweben ermöglicht, wäre in der Tat ein wissenschaftlicher Durchbruch, auch wenn in letzter Zeit vermehrt kritische Töne zu Stammzellen-Therapie zu vernehmen sind. Denn bislang sind die erhofften Möglichkeiten von Stammzellen (Hirn, Bauchspeicheldrüse etc) in der Therapie nicht erreicht. Bleibt abzuwarten, wie sich die Wissenschaft in den nächsten Jahren entwickeln wird.
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