Im vergangenen Jahr errichtete der in der Türkei bekannte Künstler Mehmet Aksoy eine Statue in der Stadt Kars als Geste zur Versöhnung zwischen Armenien und der Türkei, nun wird die riesige Statue abgerissen, bevor sie überhaupt fertig war. Der Künstler Aksoy sagte zum Abriss: „ Ich bedauere das, bedauere das im Interesse der Türkei. Sie können sie (die Statue, Anm. d.R.) zerstören, wir errichten sie wieder.“
Jahrzehntelang herrschte zwischen Armenien und der türkischen Republik Funkstille. Grund für das eisige Verhältnis sind die Geschehnisse während des ersten Weltkrieges im Jahre 1915. Während die offizielle türkische Version lediglich „nur“ von einer Vertreibung der armenisch-stämmigen Bevölkerung sprechen will, spricht Armenien von einem Genozid an Armeniern. Manche Historiker in der Türkei sprechen gar von Greueltaten seitens der Armenier. Je nach Quelle werden die zivilen Opferzahlen mit 300.000 bis 1,5 Millionen Tote benannt.
Erst die regierende AKP, unter Ministerpräsident Erdogan, hat 2009 offiziell den diplomatischen Kontakt mit Armenien aufgenommen, in diesem Kontext wollte Aksoy sein Werk sehen. Die 30 Meter hohe Statue sollte zwei Menschen darstellen, die sich von Angesicht zu Angesicht die Hände reichen sollten, bis zu den Händen sind die Konstrukteure gar nicht vorgedrungen. Es war Erdogan höchstpersönlich, der im Zuge eines Wahlkampfauftrittes im Januar die unfertige Statue bemerkte. Erdogan soll von einer „Missgeburt“ gesprochen haben, zudem sei die Statue zu nah dran an einer heiligen Stätte.
Beobachter werten den Abriss als Zugeständnis an nationalistische Wähler im Osten der Türkei. Am 12. Juni finden Parlamentswahlen in der Türkei statt, Erdogan scheint die starke Gruppe der Nationalisten nicht verschrecken zu wollen. Gerade unter den Nationalisten ist der Genozid an den Armeniern höchst umstritten. Wie weit die Diskussion innerhalb der Türkei voranschreiten kann, ist und bleibt ungewiss.
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