Die Tourismusindustrie ist unzufrieden, die Touristen bleiben weg. Mehr Touristen müssen her. Aber wie? Experten empfehlen die Wüstenlandschaft Australiens in eine Art Dubai zu verwandeln. Australien erfindet sich am liebsten täglich neu und erscheint orientierungslos.
Melbourne ist so europäisch, hört man immer dann, wenn jemand den Namen Melbourne ausspricht. Nun soll also auch noch die australische Wüste so wie Dubai werden, die Experten raten der Tourismusindustrie, auch mal um die Ecke zu denken. Warum machen sie ausgerechnet das denn dann nicht auch mal?
Warum werden die einzigartigen verfügbaren Verkaufsargumente, die Einsamkeit, die Weite, die Ruhe, die Farben des Sandes, der Steine, der Berge, des Himmels und des Ozeans nicht genutzt, um Reisende von einem Urlaub in Australien zu überzeugen? Warum dieses ewige imitieren wollen? Australien hat Qualitäten. Man ist jedoch immer versucht, so zu sein, wie irgendein anderes Land oder eine andere Stadt. Genau so wenig wie Melbourne europäisch ist, wird die Wüste so werden wie Dubai. Ein paar Straßencafés machen kein Europa und eine Wüste noch kein arabisches Emirat aus. Der gemeine Tourist fährt in den Urlaub, um neue Kulturen zu entdecken. Auf der Reise möchte er andere Landstriche sehen und neue Eindrücke gewinnen. Die schönsten Tage im Jahr sollen besonders sein, aus ihnen schöpft er neue Kraft und bringt neue Eindrücke und Ideen mit nach Hause. Möchte er da wirklich aus dem klimatisierten Hotelzimmer im 45. Stock auf den Uluru blicken? Ist das einmalig und ist es das, was er hier erwartet in Australien? Eher selten hört man Urlauber berichten, dass sie einen ganz tollen unvergesslichen Aufenthalt hatten, weil alles so war wie zu Hause.
Um die Ecke zu denken fällt vielen schwer. Viel einfacher ist es, im althergebrachten Denkschema zu bleiben. Europa ist beliebt, folglich ist Melbourne so wie Europa. Dubai ist ein beliebtes Reiseziel, folglich sollte die australische Wüste so werden wie Dubai. Um die Ecke denken. Was macht Europa und Dubai so besonders? Gibt es in Australien auch so etwas einzigartiges, etwas was das Land besonders macht? Wie kann das der Welt mitgeteilt werden?
Die Ureinwohner, was werden die wohl davon halten, wenn man auf ihrem Land ein neues Dubai errichten wird. Es kümmert niemanden, wenn aus deren Land ein Themenpark gemacht wird. Zumindest erweckt niemand den Anschein. Dies ließ auch ein australischer Tourist am Uluru durchblicken, der tagelang immer wieder den Versuch startete, diesen endlich besteigen zu können. Das hat er nämlich schon oft gemacht „Bin schon ein paar mal rauf auf den Ayers Rock“. Das der Uluru für die Ureinwohner heilig ist und man ihn schon lange nicht mehr als Ayers Rock bezeichnet, schien ihm völlig unbekannt zu sein und ausgesprochen wenig zu berühren.
Vielleicht werden die Ureinwohner ja sowieso schon vorher von dem Land wegziehen, wenn Bergbaufirmen Bodenschätze abzubauen gedenken. An den Ureinwohnern wurden viele Ungerechtigkeiten begangen. Auf die freundliche und offizielle Entschuldigung des ehemaligen Premierministers folgten unglücklicherweise kaum Taten. Viele Ureinwohner leben hier in Australien in abgeschotteten speziellen Wohnsiedlungen in sehr ärmlichen Verhältnissen. Es herrschen Zustände, wie man sie sonst nur aus Entwicklungsländern kennt. Warum stehen ganz offensichtlich finanzielle Mittel zur Verfügung, um eine blühende Oasenlandschaft für Touristen zu erbauen, aber nicht, um den eigenen Einwohnern zu zumutbaren Lebensumständen zu verhelfen?
Man ist sich einig, dass den Touristen mehr geboten werden muss. Die Nachfrage aus Indien und China wird ansteigen, dementsprechend muss Australien sich für den bevorstehenden Ansturm rüsten. Vorgeworfen wird den Regierungen, dass diese sich lieber um den Rohstoffmarkt kümmern, als um den Tourismus. Und was ist mit den Ureinwohnern?
Die Australier liegen im Urlaub am liebsten am Strand. Die Strände hier sehen so gar nicht aus wie die in Griechenland oder Spanien, sind aber trotzdem sehr schön. Spaß beiseite. Die Australier sind sehr gut im Verdrängen der eigenen Probleme. Sie können den Unmut über die Menschrechtsverletzungen nicht nachvollziehen, sind aber sehr gut darin mit dem Finger auf andere Länder zu zeigen. Es ist an der Zeit, dass Australien sich zunächst um die Einhaltung der Menschenrechte kümmert, eine blühende Oasenstadt kann immer noch gebaut werden. Die Wüste läuft ja nicht weg.
Die Autorin Dorothée Lefering lebt seit 2006 in Australien. Noch mehr Eindrücke aus Down Under können Sie täglich auf dem Blog der Autorin gewinnen.
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